Unvergessen – Zweierlei Geschichte

Auf meinem Server lief bisher eine Seite zu einem deutsch-polnisch historischem Seminar. Sie wurde inhaltlich nie fertig gestellt und ich habe mich nun entschlossen, sie vom Server zu nehmen. Die lesenswerten Inhalte habe ich übernommen und der Kategorie “Zweierlei Geschichte” hinzugefügt. Besonders informative Texte finden sich auch unter “Invormatives“.

Worum geht es? – Gegen das Vergessen

Ein Massenmord, wie ihn der 2. Weltkrieg gesehen hat, ein solch organisierter Mord darf nicht in Vergessenheit geraten.

Es gibt viele Menschen, die mit diesem Teil unserer Geschichte bisher nur über Lehrbücher oder Filme in Berühung gekommen sind. Einen solchen Ort des Leids haben jedoch nur wenige besucht.

Das Seminar

2005 trafen sich Jugendliche aus Deutschland und Polen, um sich gemeinsam mit der Zeit des Nationalsozialismus zu beschäftigen. Zwei Begegnungen, eine in Polen und eine in Deutschland, ermöglichten Besuche unterschiedlicher Ort und Gedenkstätten.

Bei diesem deutsch-polnisch historische Seminar war als dritte Sprache Englisch Programm, um eine Kommunikation zwischen polnischen und deutschen Jugendlichen zu ermöglichen. Aber natürlich stand uns unsere Teamerin Ewa als Übersetzerin zur Seite, während sich Akim und Michael um die geschichtlichen Grundlagen kümmerten.

Erschreckende Fakten aus Ravensbrück

[german]Originaltext: Akim Jah,
Übersetzung aus dem Englischen: Christina Krieglstein

ravensbrueck01

Mordkampagne 14f13
Die Aufseherinnen töteten 1600 Gefangene durch Injektionen und Erstickung in den Gaskammern. Die Aufseherinnen erzählten den weiblichen Gefangenen, dass sie in ein Sanatorium gebracht würden. Es gab Transporte von Ravensbrück nach Bernburg. Mit den ersten wurden nur 40 kranke Frauen fortgebracht. Die anderen Gefangenen, die in Ravensbrück bleiben mussten, gaben ihnen ein Stück Papier und etwas zum Schreiben mit, weil sie wissen wollten, wohin die Transporte führten. Drei Tage später kamen die persönlichen Dinge der Gefangenen zurück nach Ravensbrück. In der Jackentasche noch immer das Papier versteckt. Nun wussten alle, wohin die Gruppe der 40 kranken Frauen verschwunden war. Der zweite Transport von Ravensbrück belief sich bereits auf 70 Juden und Zigeuner.

Medizinische Experimente
Alle medizinischen Experimente fanden im zeitraum von November 1942 bis Januar 1943 statt. Weibliche Gefangene wurden von deutschen Ärzten operiert. Sie schnitten Teile ihrer Knochen heraus, spritzten in die Wunden, um die Reaktionen des Körpers zu sehen und gaben ihnen Medikamente zum Testen. Viele Gefangene wurden anschließend vor der Befreiung getötet. Es gab keine Augenzeugen, doch einige von ihnen konnten überleben.

Verbindung mit dem Lager Majdanek
Im Juli 1942 befahl Himmler, zehn Aufseherinnen von Ravensbrück nach Majdanek zu schicken. Der erste Transport der Wachen fand im Oktober 1942 statt. An einem Tag gab es eine furchtbare Massenerschießung vom Morgen bis zum Abend. Die Gefangenen wurden dabei von Else Ehrich ausgewählt.

Quelle: Aufseherinnenausstellung in Ravensbrück, 2005[/german]
[english]text: Akim Jah

Murder Campaign – 14 f 13
The guards killed 1600 prisoners by injections and suffocation using the gas chamber. Guards told female prisoners that they were going to sanatorium. There were transports from Ravensbrueck to Bernburg. First of them contained only a 40 ill woman who were brought away. The other prisoners who had been staying in Ravensbrueck gave them the piece of paper and something to write because they needed to know where the transport went. After three days personal things back to camp with piece of paper hidden in the pockets of prisoners clothes. And then everyone knew where the group of 40 ill woman had gone. In case of second transport to Ravensbrueck, it contained about 70, Jews and Gypsy.

Medical experiments
All medical experiments took a place from November 1942 to January 1943. Female prisoners were operated by german doctors. They cut out parts of theirs bones, injected the wounds to see reactions of body, gave them a medicaments just to tested them. Many of prisoners were killed afterwards or before the liberation. There were no witnesses, but some of them survived.

Connection with Majdanek Camp.
In July 1942 Himmler ordered to sent ten of female guards from Ravensbrueck to Majdanek. First transport of guards took place in October 1942. There was terrible mass shooting from morning to evening during one day. Prisoners who were chosen to be killed were selected by Else Ehrich. [/english]

Dialog der Zeiten

von Stefanie Hacker, 09.11.2006

Hast du die vielen Gräber gesehn?

nein nichts davon

Und den Teich? Hast du den Teich gesehn?
In ihm muss all die Asche wohnen.

nein auch den kenne ich nicht

Hast du die Schornsteine gesehn, wie sie rauchen,
Als die Menschen diesen Ort verlassen haben?

nein gesehen habe ich ihn nicht
doch erzählt hat man mir davon

Hast du die süße, schwarze Luft gerochen?

nein auch das nicht nichts gerochen

Aber das Tor, das Tor hast du doch gesehn?
„Arbeit macht frei“ stand dort geschrieben.

nein es war zu dunkel und zu eng
ich konnte es nicht sehen

Ich dachte du wärst dort gewesen!
Hättest Auschwitz gesehn!
Und nun weißt du nichts von alledem?

Ich war in Auschwitz
Ich hab es gesehn
schlimmer noch
Ich hab es erlebt
Ich musste dort gehen
doch mir war zu wenig Zeit geblieben
sie haben mich gleich
ins Gas getrieben

Stimmen der Fürstenberger

Wir haben währen unseres Seminars die Fürstenberger gefragt, was sie zur Gedenkstätte wissen. Woran sie sich vielleicht erinnern und wie man mit dem Ort umgehen sollte…

“Wir wussten damals nicht, dass Rabensbrück ein Konzentrationslager war. Wir hielten es für ein normales Gefängnis.”

“Niemald wusste etwas genaues, Ravensbrück war ein Tabuthema, das nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurde.”

“Wenn die Häftlinge durch die Stadt zu ihren Arbeitsplätzen gingen, stellte niemand fragen, denn man hatte sie gezwungen dabei zu singen und fröhlich auszusehen.”

“Auch die Aufseherinnen kamen manchmal in die Stadt. Es waren schreckliche Menschen in ihrer Uniform.”

“Erst nach der Befreiung erfuhren wir mehr über Ravensbrück. Die russische Armee zwang uns, im ehemaligen Lager zu arbeiten und erst dann sahen wir das Elend.”

“Damals war alles so furchtbar. Es ist so schrecklich, sich das alles vorzustellen. Wir sollten unsere Vergangenheit weder vergessen, noch immer wieder neu erfinden.”

Erschreckende Zahlen und Fakten

Majdanek

Baracken in Majdanek

– 250 000 Menschen vergast, erschossen, verbrannt, ertränkt, totgeschlagen und totgetreten
– neueste Schätzung: 1,5 Millionen Tote
– 18 000 Menschen beim „Erntefest“ umgebracht
– 7711 kg Zyklon B versandt
– Zyklon B: Tod nach ca. 10 min
– Kohlenmonoxid: Tod nach ca. 40 min
– 730 kg Menschenhaar versandt

Ravensbrück

Gedenkstätte Ravensbrück

– ca. 3000-5000 Häftlinge kamen im „Sterbezelt“ um
– ca. 90000 Menschen verhungert, vergast, totgespritzt
– Todestransporte nach Treblinka oder Ausschwitz
– 3500 kranke Menschen bei Befreiung aufgefunden