Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie es bei uns mit dem Thema “Baby tragen” anfing. Doch irgendwie stolperten wir irgendwann im Laufe der Schwangerschaft über das Thema „tragen“. Nicht unbedingt, um komplett auf einen Kinderwagen zu verzichten, doch zumindest als Möglichkeit, auch mal anders mobil zu sein und dabei die Hände frei zu haben.
An ein Tragetuch trauen wir uns bisher jedoch nicht ran. Zu groß ist die Sorge, dass das Krümelchen dann fällt, wenn wir blöd gebunden haben. Und auch einen schnellen Wechsel unterwegs stellen wir uns mit Tragetuch eher umständlich vor. Wir haben uns verschiedene YouTube Clips zum Binden von Tragetüchern und auch Tragesystemen angeschaut und nichts konnte uns überzeugen, dass ein Tragetuch wirklich schnell mal unterwegs gewechselt werden könnte.
Erster Erfahrungsaustausch
Die ersten begeisterten Eindrücke vom Tragen vermittelte mir eine Kollegin. Die Vorstellung, mal mit Kind im Wagen und mal mit Kind direkt am Bauch unterwegs zu sein, gefiel mir immer mehr. Sie gab mir auch gleich die erste Empfehlung mit auf dem Weg. Sie hatte für ihre Tochter die Marsupi-Trage genutzt und konnte mir auch gleich den Link zum Hersteller schicken.
Der Babybasar
Kurz vor Ostern stöberten mein Mann und ich dann auf verschiedenen Babybasaren nach Babykleidung. Vor dem einen Kindergarten meinte er noch: „Das wäre doch was, wenn wir vielleicht so eine Trage hier kriegen könnten.“ Achwas, meinte ich noch, die sind doch teuer, die verkauft doch keiner auf einem Babybasar.
Und doch entdeckten wir genau in diesem Kindergarten eine Babytrage von BabyBjörn für 10 EUR. Das hätte uns wohl gleich etwas spanisch vorkommen müssen, doch die Begeisterung war groß und wir nahmen sie mit. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns jedoch noch nicht sonderlich intensiv mit dem Thema Tragen und den Anforderungen für eine gesunde Haltung des Babys beschäftigt.
Die Ernüchterung
Die Ernüchterung folgte später. Einmal, als ich ein paar Rezensionen von Eltern zu der Trage im Internet recherchierte und schließlich im Geburtsvorbereitungskurs, als wir über Säuglingspflege und auch über das Tragen mit Tragehilfe sprachen. Unsere Hebamme dort erklärte, die meisten Modelle seien vergleichbar, doch auf keinen Fall sollten wir eine Trage von BabyBjörn nutzen, da dort der Steg viel zu schmal sei und keine korrekte Anspreiz-Haltung des Babys erlauben würde.
Das erklärte nun natürlich, warum die Mama im Kindergarten die Trage für gerade Mal 10 EUR verkauft hatte. Vermutlich hat sie sich gefreut, dass sie das Ding los war. Wir verbuchten das mal unter „Lehrgeld“ und entschieden uns, dass es Zeit wurde, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen.
Da unsere Hebamme im Vorbereitungskurs auch ein paar Hersteller mit in den Raum warf, begannen wir mit der Recherche. Lasen verschiedene Rezensionen von anderen Eltern in Online Shops und beschlossen, dass wir uns das mal in einem Geschäft angucken müssten.
Der spontane Praxistest
Bei unserem nächsten Arzttermin in der Stadt planten wir also noch ein wenig mehr Zeit ein, um uns bei Babywalz mal die Modelle in echt anzuschauen. Schön war, dass wir – oder besser mein Mann – dort auch mal je ein Modell von Ergobaby und Manduca anlegen konnte. Für mich kam das wegen des Bauches leider nicht mehr in Frage. Ziel war es, auszuprobieren, welche Trage man auch gut allein und ohne Hilfe anlegen konnte. Bei dem Ergobaby-Modell fanden wir es etwas schwer, den oberen Riemen allein zu lösen. Im Zweifel konnte man den jedoch auch geschlossen lassen und über den Kopf ziehen. Doch so richtig komfortabel schien uns das nicht. Auch die Tatsache, dass wir bei dem Modell einen gesonderten Neugeboreneneinsatz kaufen müssten, brauchte uns ein wenig ins Stutzen.
Da überzeugte uns die Manduca eher. Noch während wir vor dem Manduca-Modell standen und es weiter inspizierten, kam ein junger Mann mit Baby auf dem Arm vorbei. „Die kann ich wirklich empfehlen, die haben wir auch.“ Wir unterhielten uns kurz und nach kurzer Zeit stieß seine Frau dazu, die die Manduca selbst trug, jedoch im Geschäft nach unten hatte hängen lassen, da der Papa den Sohnemann so trug. Abwechselnde Arbeitsteilung oder so. Völlig spontan boten sie uns plötzlich an:
„Wollt ihr mal probieren?“
Ziemlich schnell hatte sie ihre Manduca abgeschnallt und meinem Mann verpasst und kurzer Hand später saß ihr Sohn darin und schaute meinen Mann mit großen Augen an. Frei nach dem Motto „Wer bist du denn?” Das war schon sehr beeindruckend, sowohl die Offenheit der jungen Eltern, als auch die kleine Demonstration des Produkts. Die beiden erzählten dann jedoch, dass sie vor der Manduca für die erste Zeit eine Trage von Marsupi genutzt hatten und die Manduca erst später geschenkt bekommen hatten.
Das löste in uns einen kleinen Konflikt aus. Denn wir wollten nun eigentlich nicht zwei Tragen kaufen. Zumal die Manduca ab ca. 3,5 kg nutzbar sein soll…
Worauf kommt es denn nun eigentlich an?
Bisher haben wir verschiedene Kriterien sammeln können, die es zu berücksichtigen gilt:
- Das Baby/Kind sollte mit dem Kopf zur tragenden Person sitzen.
- Es sollte in „Kusshöhe“ sitzen. Also so, dass die tragende Person dem Kind ohne sich den Hals zu verrenken einen Kuss auf den Kopf geben kann. Ein einfaches Nicken sollte für einen Kuss genügen.
- Es sollte in Anhock-Spreiz-Haltung sitzen. Die Beine sitzen dabei wie ein „M“, die Knie sind also etwas höher als der Po und die Beine um ca. 90° gespreizt.
- Der Rücken des Babys/Kindes sollte gerundet sein.
- Der Steg, auf dem das Baby/Kind sitzt, sollte von Kniekehle zu Kniekehle gehen.
Auf Basis aller bisherigen Eindrücke tendieren wir aktuell zur Trage von Manduca. Hier bleibt lediglich der Vorwurf im Raum, dass es bei Zwischengrößen zu Problemen kommen kann. Nämlich wenn das Baby nicht mehr in den Neugeboreneneinsatz passt, der Steg jedoch noch etwas zu breit ist und daher die Beine überspreizen würde. Doch dafür wurde mittlerweile ein Stegverkleinerer eingeführt. Eine Art Gurt, mit der man wohl den Steg so zusammenbinden kann, dass es dann wieder passen sollte. Soweit das Versprechen des Herstellers. Doch ob das wirklich klappt? So viele Erfahrungsberichte konnten wir dazu bisher noch nicht finden.
Trageberatung im Geschäft?
Wir hatten zunächst überlegt, auf Basis unserer Recherchen eine Trage im Internet zu bestellen. Einfach wenn das Krümelchen da ist und dann zusammen mit der Nachsorgehebamme alles einzustellen. Doch so richtig zu einer Entscheidung durchringen konnten wir uns bisher nicht.
Im Krankenhaus nahm ich dann beim Termin zur Geburtsplanung noch einen Informationszettel zum Tragen mit, der von einem Geschäft hier in Hannover dort ausgelegt wurde. Dort soll es auch eine Trageberatung geben, sodass man dann hoffentlich das passende System für Kind und Eltern gleichermaßen findet. Nach vielem Hin- und Herüberlegen haben wir uns nun entschieden, dass das dann wohl der bessere Weg ist.
Wir werden uns wohl also mit unserem “Krümelchen”, wenn es denn erstmal da ist, auf den Weg in die Stadt zu diesem Geschäft machen, und uns beraten lassen, um verschiedene Systeme ausprobieren zu können. Während wir von der Manduca aus Elternsicht aufgrund unserer Erlebnisse mit der jungen Familie bisher ziemlich angetan sind, reizt es mich auch die Hop Tye von Hoppediz zu probieren, auf die mich Sari gestoßen hat. Von der Anmutung her eher wie ein Tuch, allerdings muss man hier nicht so viel wickeln. Also ein Modell zwischen Tragetuch und Tragesystem.
Auch von Ergobaby soll es nun ein neues Modell geben, für das man wohl keinen Neugeborenen-Einsatz mehr benötigt. So viel Auswahl, wer weiß, wo wir da am Ende bei herauskommen.
Wir werden sehen (und dann berichten). :)
Erfahrungsberichte anderer Mamas