Der Trotzkopf von Emmy von Rhoden ist ein Buch, dass ich in Kindertagen geschenkt bekommen hatte – und doch nie las. Über Jahre blieb es unangetastet in meinem Bücherregal stehen und machte wohl den ein oder anderen Umzug mit, bis es schließlich 2010 beim Umzug mit nach Hannover kam.
Vor einiger Zeit verspürte ich schließlich den Drang, es nun doch endlich mal zu lesen. Eine Rolle spielte dabei sicherlich auch, dass ich die Geschichte der Hutmacherin auch eher im Kinder- / Jugendbuch Bereich sehe und daher versuche, ein Gefühl dafür zu bekommen.
Schon nach kürzester Zeit wurden mir zwei Dinge klar:
- Das Buch würde mir nicht besonders weiter helfen, was ein Verständnis für altersgerechtes “Formulieren” von Geschichten angeht.
- Ich verstand recht schnell, warum ich das Buch als Kind nicht gelesen habe.
Der Klappentext:
Ein Wildfang, der am liebsten ein Junge wäre, das ist Ilse Macket, einzige Tochter eines Gutsbesitzers. Sie begreift nicht, warum man von ihr verlangt, sich sauber und ordentlich zu kleiden, sich anständig zu benehmen, Englisch und Französisch zu lernen. Viel schöner ist es doch, mit dem Heuwagen herumzukutschieren. Eine ganz andere Welt tut sich vor ihr auf, als sie ins Internat kommt. Unter Gleichaltrigen, die ihr an Wissen und Erfahrung weit voraus sind, muß sich Ilse bewähren.
Zu Form und Inhalt
Wie der Klappentext bereits andeutet, beschäftigt sich ein Großteil des Buches mit Ilses Aufenthalt im Internat. Kein Thema, dass mich als Kind übermäßig begeistert hätte. Dazu kommt das Alter des Buches: Der Titel erschien erstmalig 1885 – und so ist es nicht verwunderlich, wenn Begriffe wie “Herzeleid” oder “Herz allerliebst” ihren Weg auf die Seiten finden und man für die schnelle Kommunikation “telegrafiert”, statt zum Handy zu greifen. Auch Themen wie “Handarbeit” und “Tischmanieren” werden wohl heute (leider?) in der Ausbildung nicht mehr so groß geschrieben.
Doch ich habe das Buch nicht zur Seite gelegt und wenn man sich einmal darauf einlässt, gewinnt man Ilse und ihre neue Freundin Nellie sehr gern. Nellie teilt sich mit Ilse ein Zimmer. Sie ist Engländerin und Emma von Rhoden hat es verstanden, Nellie mit ihrem gebrochenen Deutsch sehr niedlich zu schildern. Doch Nellie ist nicht nur ein braves Kind, dass Ilse zeigt, wie man seine Sachen ordentlich zusammen legt, sondern kommt gern auch selbst auf lustige Ideen. So stiftet sie Ilse zum Beispiel an, des nachts in den Apfelbaum zu steigen, der am Fenster der beiden steht. Beinahe fliegt alles auf, doch nach vielem Theater einigt man sich darauf, dass sich die Mitschülerin das “Gespenst im Apfelbaum” wohl nur eingebildet hat.
Anfangs ist Ilse noch sehr stur und trotzig, besonders wenn man ihre Arbeit kritisiert. Das Fräulein Güssow, eine junge Lehrerin, die ihr bestes gibt, Ilse so einer “vorteilhafteren Entwicklung” zu verhelfen, erzählt ihr so eines Tages die Geschichte eines Mädchens names “Lotte”, dass die Liebe ihres Lebens verlor, weil sie eben trotzig reagierte, nicht zu Kompromissen bereit war und auch nicht bereit war, auf andere einzugehen. Ilse überwindet sich entsprechend und alles scheint gut zu laufen. Doch Ilse wird sich noch nach ihrer Zeit im Internat an die Geschichte von “Lotte” erinnern, um selbst diesem Schicksal zu entgehen.
Fazit
Ich denke, dass “Der Trotzkopf” mit der Geschichte von Ilse eine sehr schöne Botschaft zu vermitteln sucht. Es geht um Werte und Tugenden, die uns in der heutigen Zeit allzu oft verloren gegangen sind. Gleichzeitig ahne ich jedoch, dass Mädchen der aktuellen Zeit dieses Buch nicht mehr lesen werden, da es von ihrer Realität viel zu weit entfernt ist.
Fast frage ich mich, ob man nicht eine Geschichte, mit einer ähnlichen Botschaft, in einem heutigen Umfeld schreiben müsste.
An die Mädchen unter euch – Kennt ihr das Buch? Habt ihr es vielleicht selbst in Kindertagen in eurem Regal stehen gehabt?