Die letzte Reise

Manchmal ist es wie verhext und man fragt sich, wer wohl im Hintergrund die Fäden zieht. Mit welch schwarzem Humor der Zufall sich zuweilen durch unser Leben schleicht.

Es ist Mittwochabend und nach einiger Hausarbeit sitzen wir nun im Arbeitszimmer. Zeitschriften wurden aussortiert und mit dem Aufräumen der Schreibtische begonnen. Wir unterhalten uns über all die Dinge, die wir dringend noch bestellen müssen. Das Katzenfutter ist bald alle. Trockenfutter sowieso, aber auch Nassfutter sollten wir gleich mit bestellen, dann haben wir das hinter uns. Und Katzenstreu nicht vergessen; das ist seit dem Urlaub komplett alle. Das brauchen wir dringend. Noch etwas für Cleo? Ohja, gleich noch Hamsterfutter mit auf die Liste. Diesmal zwei Beutel, dann hält das länger und Hamsterstreu, die ist auch schon wieder alle. Bei so einem großen Käfig ist der Verbrauch ganz schön hoch.

So oder so ähnlich lief das Gespräch wohl zwischen uns am gestrigen Abend ab. Manches blieb ungesagt, denn das war uns schon vorher beiden klar. Doch das Ergebnis war das gleiche. Zum Zeitpunkt dieser Großbestellung bei unserem bevorzugten Versandhändler für Tierbedarf war uns noch nicht bewusst, wie dieser Tag sich noch wenden könnte.

Ein flüchtiger Blick über den Warenkorb und die Bestellung ging raus.

Ein paar Stunden später – es ist nun Zeit zu Bett zu gehen – schalten wir die Rechner aus. Gismo hatte bereits seit einer gefühlten Ewigkeit unsere Nerven strapaziert. Während ich noch mit ihm schimpfe, höre ich hinter mir das vertraute Klappern der Glastüren des Hamsterkäfigs.

Scheiße…

Was ist los? Ich drehte mich um und trat zu ihm. Stimmt was nicht? Doch das Problem war schnell offensichtlich. Er hatte das Dach von dem Holzlabyrinth, dass Cleo bewohnte, abgenommen und bei Seite gelegt. Da stimmte was nicht. Es regte sich nichts. Ich erkannte den flauschigen Pelz unseres kleinsten Mitbewohners und noch bevor ich einen Schritt vor machen konnte, trat ich zwei zurück.

Och nee, oder?

Ich konnte so etwas einfach nicht sehen. Nach all den Jahren konnte ich es noch immer nicht. Ein wenig überfordert mit der Situation schauten wir uns an. Eigentlich hatte ich mit diesem Moment dieses Jahr nicht mehr gerechnet. Sie hatte keine sichtbaren Krankheiten entwickelt, die uns darauf hätten vorbereiten können. Wählerisch mit ihrem Fressen war sie schon immer gewesen, doch sonst schien ihr eigentlich nichts zu fehlen.

Und so hatte sie sich, ganz ohne sich von uns zu verabschieden, auf ihre letzte Reise gemacht.

Was macht eigentlich Cleo?

Unscheinbar und ruhig ist unser fünfter Mitbewohner und den meisten Mietern im Haus wahrscheinlich völlig unbekannt. Cleo hat Anfang April 2011 bei uns die Hamstervilla bezogen. Im Gegensatz zu unserer verstorbenen Zwerghamsterdame Lilo ist Cleo viel stärker auf die Trennung von Tag und Nacht bedacht. Tagsüber sieht man sie eigentlich nie und erst am späten Abend steckt sie die Nase aus ihrem Bau.

In der neuen Futtertüte hatte ich eine ganze Erdnuss gefunden, die ich extra zur Seite gelegt hatte, damit mein Schatz seine Hamsterdame damit verwöhnen kann. Doch Cleo wollte uns einfach nicht die Freude machen, die Nuss außerhalb ihres geschützten Baus zu knacken. Selbst auf der Hand versuche sie ständig zurück in den Käfig zu kommen und die Beute in Sicherheit zu bringen. Schließlich hat sie die Erdnuss dann einfach in ihrer großen Backentasche verschwinden lassen und verwehrte uns nun jegliche Sicht auf ihren Schatz.

Ach menno. ;)

Übrigens: Gibt es im Raum Berlin Interessenten an einem dsungarischen Zwerghamster? Mein Bruder und seine Freundin sind unverhofft Hamster-Eltern geworden und suchen Hamsterliebhaber, die den Kleinen ein schönes zu Hause geben können. Wer Interesse hat, bitte melden.

Cleos erste Woche

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Cleo hat nun ihre erste Woche bei uns überstanden. Sie ist noch etwas schüchtern und wie wir feststellten, ein richtiger Hamster. Während die Dsungaren auch tagsüber immer mal wieder draußen herumwuselten, scheint Cleos innere Uhr weitaus besser zu funktionieren.

Sie hat bisher noch nicht gebissen – und voraussichtlich wird das auch nicht passieren – kommt bei meinem Schatz zaghaft auf die Hand gekrabbelt und lässt sich auch Futter aus der Hand reichen, was sie einem dann mit ihren Pfötchen aus den Fingern nimmt und in ihre Backentaschen schiebt.

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Cleo frisst sogar die getrockneten Zucchini-Streifen, die Lilo immer verschmäht hat.

Leben in der Hamstervilla

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Es ist nun drei Wochen her, dass die kleine Lilo uns verlassen hat. Zeit, einen Abschluss zu finden. In diesem Sinne hat mein Schatz seinen Eigenbau heute ausgeräumt und sauber gemacht. Fertig, für einen neuen Bewohner.

hamster02Oder eine Bewohnerin. Und diese hatte er sich bereits online ausgeguckt. Nachdem er nun schon mehrfach in der Tierhandlung sehnsüchtigst nach Teddyhamstern Ausschau gehalten hatte, mussten wir letztens die neuen Hamster in der Tierhandlung auf engem Raum sehen. Doch wir wollten diese Tierquälerei nicht länger unterstützen und so führt der Weg über Google schließlich nach Hambühren. (Hamsterzucht of Kerry)

Die Entscheidung war eigentlich bereits am Donnerstag gefallen. Nachdem also der Käfig sauber war und wir das Teddygerechte Hamsterzubehör herausgesucht hatten (manches war definitiv nur für Zwerghamster konstruiert), machten wir uns heute auf den Weg, um unsere neue, potentielle Mitbewohnerin zu begutachten.

Dort entdeckten wir gleichzeitig tolle Ideen. Ein Ikea-Bonbon Glas, welches als Hamsterbadewanne mit Chinchillasand fungierte oder eine Holzbox als Buddelkiste – ebenfalls vom Gelb-Blauen Riesen. Nach ausgiebiger Unterhaltung, begann die Reise ins neue Heim für die kleine Clementine. (Verglichen mit Lilo ist sie natürlich schon riesig. ;) )

Da wir auf dem Weg zurück nach Hannover direkt an einem Ikea vorbeikamen, huschten wir direkt hinein und besorgten ebenfalls ein Bonbon-Glas und eine entsprechende Holzkiste, welche wir zurück zu Hause mit dem Maisstreu füllten. Eine große Buddelkiste für die Cleo – wie wir sie nun nennen.

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Und dann war es auch schon so weit und Cleo konnte ihr neues Heim ausgiebig beschnuppern.

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Nun werden wir wohl noch einmal nach einem größeren Laufrad (20 cm sind tatsächlich sehr knapp) und einer Hamstertoilette ausschau halten. Wenn die Post nicht streikt, dürfte das wohl Anfang kommender Woche auch alles zu Cleo’s Verfügung stehen.

Nachruf

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Mehr oder weniger überraschend traf mich am Montagmorgen die Diagnose: Meine kleine Lilo hat uns verlassen.

Festgestellt hat es mein Schatz, der sie mit frischem Salat beglücken wollte. Doch als sie sich nach mehrmaligem Rascheln nicht regte, war die Ursache recht schnell klar. Die kleine war friedlich eingeschlafen.

Der einzig tröstende Gedanke dabei ist, dass sie mit gut zwei Jahren (Dez 2008 – Mrz 2011) ein zwar abenteuerreiches, jedoch gesundes Leben hatte. Sie musste ihren Lebensabend nicht mit Warzen und Tumoren bestreiten, sondern konnte das letzte halbe Jahr in der großen Hamstervilla verleben, die mein Schatz einst für Pina gebaut hatte.

Ich wünsche unserer kleinen Maus alles Gute und danke ihr für die liebe Gesellschaft, die sie mir am Ende meines Studiums und während meines Starts hier in Hannover geleistet hat.

Ruhe in Frieden, kleine Lilo.

Wer nicht weiß, wer Lilo ist und was sie so alles erlebt hat, der kann hier stöbern:
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