Erschreckende Fakten aus Ravensbrück

[german]Originaltext: Akim Jah,
Übersetzung aus dem Englischen: Christina Krieglstein

ravensbrueck01

Mordkampagne 14f13
Die Aufseherinnen töteten 1600 Gefangene durch Injektionen und Erstickung in den Gaskammern. Die Aufseherinnen erzählten den weiblichen Gefangenen, dass sie in ein Sanatorium gebracht würden. Es gab Transporte von Ravensbrück nach Bernburg. Mit den ersten wurden nur 40 kranke Frauen fortgebracht. Die anderen Gefangenen, die in Ravensbrück bleiben mussten, gaben ihnen ein Stück Papier und etwas zum Schreiben mit, weil sie wissen wollten, wohin die Transporte führten. Drei Tage später kamen die persönlichen Dinge der Gefangenen zurück nach Ravensbrück. In der Jackentasche noch immer das Papier versteckt. Nun wussten alle, wohin die Gruppe der 40 kranken Frauen verschwunden war. Der zweite Transport von Ravensbrück belief sich bereits auf 70 Juden und Zigeuner.

Medizinische Experimente
Alle medizinischen Experimente fanden im zeitraum von November 1942 bis Januar 1943 statt. Weibliche Gefangene wurden von deutschen Ärzten operiert. Sie schnitten Teile ihrer Knochen heraus, spritzten in die Wunden, um die Reaktionen des Körpers zu sehen und gaben ihnen Medikamente zum Testen. Viele Gefangene wurden anschließend vor der Befreiung getötet. Es gab keine Augenzeugen, doch einige von ihnen konnten überleben.

Verbindung mit dem Lager Majdanek
Im Juli 1942 befahl Himmler, zehn Aufseherinnen von Ravensbrück nach Majdanek zu schicken. Der erste Transport der Wachen fand im Oktober 1942 statt. An einem Tag gab es eine furchtbare Massenerschießung vom Morgen bis zum Abend. Die Gefangenen wurden dabei von Else Ehrich ausgewählt.

Quelle: Aufseherinnenausstellung in Ravensbrück, 2005[/german]
[english]text: Akim Jah

Murder Campaign – 14 f 13
The guards killed 1600 prisoners by injections and suffocation using the gas chamber. Guards told female prisoners that they were going to sanatorium. There were transports from Ravensbrueck to Bernburg. First of them contained only a 40 ill woman who were brought away. The other prisoners who had been staying in Ravensbrueck gave them the piece of paper and something to write because they needed to know where the transport went. After three days personal things back to camp with piece of paper hidden in the pockets of prisoners clothes. And then everyone knew where the group of 40 ill woman had gone. In case of second transport to Ravensbrueck, it contained about 70, Jews and Gypsy.

Medical experiments
All medical experiments took a place from November 1942 to January 1943. Female prisoners were operated by german doctors. They cut out parts of theirs bones, injected the wounds to see reactions of body, gave them a medicaments just to tested them. Many of prisoners were killed afterwards or before the liberation. There were no witnesses, but some of them survived.

Connection with Majdanek Camp.
In July 1942 Himmler ordered to sent ten of female guards from Ravensbrueck to Majdanek. First transport of guards took place in October 1942. There was terrible mass shooting from morning to evening during one day. Prisoners who were chosen to be killed were selected by Else Ehrich. [/english]

Stimmen der Fürstenberger

Wir haben währen unseres Seminars die Fürstenberger gefragt, was sie zur Gedenkstätte wissen. Woran sie sich vielleicht erinnern und wie man mit dem Ort umgehen sollte…

“Wir wussten damals nicht, dass Rabensbrück ein Konzentrationslager war. Wir hielten es für ein normales Gefängnis.”

“Niemald wusste etwas genaues, Ravensbrück war ein Tabuthema, das nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurde.”

“Wenn die Häftlinge durch die Stadt zu ihren Arbeitsplätzen gingen, stellte niemand fragen, denn man hatte sie gezwungen dabei zu singen und fröhlich auszusehen.”

“Auch die Aufseherinnen kamen manchmal in die Stadt. Es waren schreckliche Menschen in ihrer Uniform.”

“Erst nach der Befreiung erfuhren wir mehr über Ravensbrück. Die russische Armee zwang uns, im ehemaligen Lager zu arbeiten und erst dann sahen wir das Elend.”

“Damals war alles so furchtbar. Es ist so schrecklich, sich das alles vorzustellen. Wir sollten unsere Vergangenheit weder vergessen, noch immer wieder neu erfinden.”

Erschreckende Zahlen und Fakten

Majdanek

Baracken in Majdanek

– 250 000 Menschen vergast, erschossen, verbrannt, ertränkt, totgeschlagen und totgetreten
– neueste Schätzung: 1,5 Millionen Tote
– 18 000 Menschen beim „Erntefest“ umgebracht
– 7711 kg Zyklon B versandt
– Zyklon B: Tod nach ca. 10 min
– Kohlenmonoxid: Tod nach ca. 40 min
– 730 kg Menschenhaar versandt

Ravensbrück

Gedenkstätte Ravensbrück

– ca. 3000-5000 Häftlinge kamen im „Sterbezelt“ um
– ca. 90000 Menschen verhungert, vergast, totgespritzt
– Todestransporte nach Treblinka oder Ausschwitz
– 3500 kranke Menschen bei Befreiung aufgefunden

Die Stute von Majdanek

Text: Stefanie Hacker, Christina Krieglstein

braunsteinerHerkunft, Ausbildung, Beruf

:: Hermine Braunsteiner wurde am 16. Juli 1919 in Wien in einem streng katholischen Umfeld geboren. Zudem lebte ihre Familie in sehr ärmlichen Verhältnissen, somit war sie schon früh gezwungen, ebenfalls für den Unterhalt der Familie zu sorgen.
:: Ursprünglich wollte sie Krankenschwester werden, konnte aber keine Lehrstelle finden. Nachdem sich schließlich Österreich dem deutschen Reich angeschlossen hatte, meldete sich Hermine beim Wiener Arbeitsamt, das sie an eine Munitionsfabrik bei Berlin vermittelte.
:: 1939 gab sie die Arbeit dort aufgrund der schweren körperlichen Belastung auf. Mit 19 Jahren bewarb sie sich, auf Anraten ihres Vermieters, als Aufsehrein im Konzentrationslager Ravensbrück

Karriere in Aufseherinnen-Hierarchie
:: Bereits mit 19 Jahren begann Hermine Braunsteiner ihre Ausbildung im KZ Ravensbrück, allerdings vertrat sie die Ansicht, dass man in diesem Lager Inhaftierte (u.a. Juden) im Sinne des Nationalsozialismus umerziehen wolle.
:: Beim Blick auf „ihre Verbrechen“ erkennt man jedoch schnell, worin die eigentliche Funktion des Lagers bestand. Als ihre Probezeit dann vorüber war, übernahm sie 1941 die Leitung der Kleiderkammer in Ravensbrück und begann somit ihre Karriere als Aufseherin.
:: Am 16. Oktober 1942 wurde Braunsteiner nach Majdanek versetzt, wo sie bald im Frauenfeld tätig war. Schon früh war sie dank der Oberaufseherin Erich (mit welcher sie befreundet war) bei Vergasungsaktionen anwesend.
:: Mitte Mai 1945 beförderte man sie schließlich zur stellvertretenden Oberaufsehrin. Nun durfte sie Appelle abnehmen, Arbeitskommandos geben, die Häftlingsunterkünfte kontrollieren und Transporte zusammenstellen.
:: 1944 wurde der „Stute von Majdanek“ das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse verliehen – für besondere Verdienste und ihren Pflichteifer. Allerdings wurde sie bereits im Mai 1945, aufgrund längerfristiger Arbeitsunfähigkeit durch Krankheitsfälle, nach Ravensbrück zurückversetzt.
:: Trotz ihrer Ausfälle war sie die berühmteste Aufseherin von Majdanek. Dieses „Ansehen“ war lediglich auf ihre Graumsamkeit zurückzuführen.
:: Zurück in Ravensbrück war sie Oberaufsehrin über 14 SS-Frauen und über das Nebenlager Genthin. Als sich jedoch die russischen Truppen näherten und die Lager aufgelöst wurden, ergriff sie die Flucht.
:: So endete im Jahre 1945 ihre Karriere als „Stute von Majdanek“.

Ihre Verbrechen
:: Hermine Braunsteiner war allgemein dafür bekannt, mit Eisen beschlagenen Stiefeln nach den Hältlingen zu treten und sie mit einer Peitsche zu schlagen, weshalb sie von den Häftlingen den Spitznamen „Stute“ bekam.
:: Sie schlug Kinder, die sich auf einen Essenskübel stürzten, mit der Suppenkelle blutig und peitschte Mädchen, die ihre Häftlingsnummer nicht korrekt angenäht, Strümpfe getragen, Kissen unter die dünne Kleidung gebunden oder über Hunger geklgt hatten.
:: Im Oktober 1943, als braunsteiner 24 Jahre alt war, gab es einen Vater, der versuchte seinen Sohn in seinem Rucksack in das konzentrationslager zu schmuggeln. Doch Braunsteiner sah, dass sich etwas in dem Rucksack bewegte. Mit einer Petsche schlug sie dann so lange auf den Rucksack ein, bis nur noch ein Wimmern zu hören war. Dann zog sie den blutigen Jungen an den Haaren heraus und warf ihn wie Vieh auf einen offenen Lastwagen zu anderen Kindern. Alle Kinder wurden später in der Gaskammer ermordet.
:: Des weiteren hat Braunsteiner bei Selektionen geholfen und trägt somit die Mitschuld am Tod tausender Menschen.

Alltag nach dem Krieg
:: Nachdem ihre Karriere als KZ-Aufseherin beendet war, arbeitete Braunsteiner als Haushalsgehilfin in Wien und nahm mehrere kleinere Jobs an.
:: Am 6. Mai 1946 wurde sie erstmals wegen ihrer KZ-Tätigkeit verhaftet. Bis 1947 verbrachte sie ihre Zeit in verschiedenen Internierungs- und Kriegsgefangenenlagern. Zu einer Verurteilung kam es nicht. Am 7. April 1948 wurde sie dann aufgrund ihrer Aufseherin-Tätigkeit ein zweites Mal verhaftet und wurde vom „Landesgericht für Strafsachen in Wien als Volksgericht“ zu drei Jahren Haft und schwerem Kerker verurteilt. 1950 war Braunsteiner das erste Mal für ihre taten in Majdanek angeklagt. Aufgrund mangelnder Beweislage wurde sie jedoch freigesprochen.
:: Mitte der 50er Jahre lernte sie den amerikanischen Russel Ryan kennen, welchem sie später in Kanada das Ja-Wort gab. Kurz darauf wanderte das kinderlose Ehepaar in die USA aus, wo sie 1963 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt.

Die gerechte Strafe ?
:: 1964 wurde sie durch einen Jounalisten in New York entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie noch als eine nette Hausfrau von nebenan von ihren Nachbarn betrachtet. 1971 wurde ihr dann die amerikanische Staatsbürgerschaft aberkannt.
:: Es kommt immer wieder zu Verzögerungen, durch Unterschriftenaktionen des Gatten und Bemühungen des Anwalts. Als Hermine Ryan-Braunsteiner jedoch schließlich erfährt, dass auch Polen Interesse an ihr zeigt, bittet sie, diese Unternehmungen einzustellen, auf Grund der Tatsache, dass in Polen zu dieser Zeit noch die Todesstrafe existiert.
:: So wird sie am 6. August 1973 schließlich nach Deutschland ausgeflogen und kommt in Untersuchungshaft. 1975 steht Hermina Braunsteiner als eine von 15 ehemaligen Aufseherinnen aus Majdanek vor Gericht. So begann einer der längsten Prozesse unserer Zeit. Hermine Ryan-Braunsteiner war mit ihren 56 Jahren die Schweigsamste und machte nur die nötigsten Angaben…
:: Am 30. Juni 1981 wurde dann schließlich die Frau, die einst mit dem Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, zu 15 Jahren Haft verurteilt. 1996 wurde sie schließlich mit 77 Jahren entlassen. Zu diesem Zeitpunkt war sie schwer gicht- und zuckerkrank. 1999 starb sie dann in Bochum.

Quellen:
– “Die Stute von Majdanek” von Thorsten Schmitz; erschienen im Süddeutsche Zeitung Magazin
– “Lebenslauf einer SS-Aufseherin” von Elissa Mailänder Koslov; erschienen in “Tatort KZ.”, Ulm 2003
– Foto: Aufseherinnenausstellung Ravensbrück 2005

Weitere Beiträge:
Kinderschuhe aus Lublin
Erschreckende Zahlen von Madjanek und Ravensbrück

Siegessäule in Berlin

siegessaeuleJeder in Deutschland kennt sie und jeder Tourist in Berlin besucht sie wahrscheinlich auch: Die Siegessäule. Neben dem Brandenburger Tor eines der Wahrzeichen Berlins. Wer sie kennt, kann sich bestimmt vorstellen, das man von oben einen guten Blick auf Berlin haben kann, doch wie viele kennen die Geschichte, die hinter dieser Säule steht?

Die Siegessäule wurde ursprünglich im 19. Jahrhundert (zwischen 1864 und 1873) auf Grund der drei Einigungskriege gebaut. Zu diesem Zeitpunkt stand sie neben dem Reichstag und hatte lediglich 3 Trommeln (die Mittelstücke). Jede stand für einen der Siege, die unter Bismarck errungen wurden und zu Deutschlands Einigung führten: Der Krieg gegen Dänemark 1864, der Krieg gegen Österreich 1866 und der Krieg gegen Frankreich 1870-71.

1939 wechselte die Siegessäule dann ihren Standort. Hitler ließ sie vom Reichstag abbauen, um sie als einen Teil seiner Ost-West-Achse wieder aufzubauen. Er fügte im gleichen Atemzug eine 4. Trummel hinzu; für einen Sieg über Polen, den er zum damaligen zeitpunkt noch nicht erreicht hatte. (Angriff auf Polen am 01. September 1939)

Die Siegessäule überstand den 2. Weltkrieg und die Alliierten ließen sie auch im Nachhinein nicht zerstören. So konnte sie zu dem werden, was sie heute ist: Eine der Touristenattraktionen Berlins.

Die Siegessäule ist übrigens ca. 67,5 Meter hoch. Einen Fahrstuhl gibt es nicht. Wer also auf die Aussichtsplattform will, muss wohl oder übel ca. 285 Stufen in Kauf nehmen.

Quelle:
Historische Stadtführung durch Berlin.