Wer die Wahl hat, hat die Qual

Wer die Wahl hat, hat die Qual.

Der große Tag rückt näher. Der Tag, an dem wir uns alle in unserem örtlichen Wahllokal eintreffen sollen und wie wohl trainierte Primaten unser Kreuzchen auf dem Wahlzettel machen sollen. Während sich soweit – dass wir alle wählen sollten – alle Parteien einig sind, so bleibt doch die große Frage, wo das Kreuzchen zu setzen ist.

Schon seit Wochen hängen überall Wahlplakate und in Hannover kommt die Wahl für den neuen Oberbürgermeister noch dazu.

Ich gebe zu, dass ich nicht zu den politisch groß interessierten oder gar engagierten gehöre. Ich gehe seit jeher meine Stimme abgeben, um “gegen Rechts” zu wählen. Denn ich weiß, dass ich nicht wollen würde, dass diese Gesinnung in irgendeiner Form an Macht gewinnt.

Doch damit bleibt es restlichen Übel. Hält man sich “raus” und wählt einfach eine der Miniparteien, die es wahrscheinlich sowieso nicht in den Bundestag schaffen werden? Am Ende, findet jede Partei immer einen Punkt, dem man zustimmen kann. Ich bin ein eher analytischer Typ und wenn mir jemand seinen Standpunkt klar argumentiert, dann könnte ich gar zu dem Punkt kommen, dass ich dem zustimme, auch wenn mein Bauchgefühl rebelliert.

Was also tun?

Vielleicht fängt man einfach erstmal bei den Dingen an, die einem wichtig sind.

  • Betreuungsplätze für jedes Kind
    Nicht einfach nur, damit Beruf und Kind besser vereinbar sind, nein. Vor allem auch, weil ich es für die Entwicklung des Kindes für wichtig halte, dass es auch mit Gleichaltrigen spielt.
  • Zentralisierung des Bildungssystems auf schulischer Ebene
    Mal ganz ehrlich: Was bringt uns denn unsere Kleinstaaterei in der Bildung? Es darf keine Rolle spielen, ob ich nun in Brandenburg oder Bayern aufgewachsen und zur Schule gegangen bin. Diskussionen, welches Abitur “mehr wert” ist, sind einfach nur ungerecht. Lasst euch also was einfallen, damit die Gaps bei den PISA-Studien kleiner werden. Und dabei bitte nicht nach hinten entwickeln.
  • Chancengleichheit beim Studium
    Dieser Punkt überschneidet sich eigentlich mit dem zweiten. Da ich mir darüber im Klaren bin, dass es nicht so ohne weiteres möglich ist, die “Verlierer” der PISA-Studie zu fördern, sollte es zumindest eine Chancengleichheit beim Studium geben. Zulassung durch Eignungsprüfung statt auf purer Basis der Noten. Denn am Ende sind die Zensuren doch immer abhängig vom Lehrer. Und das bringe ich nicht als Entschuldigung, weil ich in der Schule keine guten Noten bekommen hätte. Mit frühzeitigen “Sommerakademien” oder “Einführungswochen” könnten interessierte Schüler sich frühzeitig mit ihrem Wunschstudienfach auseinander setzen und sich mit Hilfe des Angebots auch auf die Eignungstests vorbereiten. Es erfordert lediglich ein Umdenken auf allen Seiten.
  • Finanzierung des Studiums
    Ich gehörte glücklicher Weise nicht zu den Studenten, denen am Ende des Monats das Geld knapp wurde oder die jede freie Minute mit Nebenjobs zustopfen mussten, um über die Runden zu kommen. Hier muss eine Lösung her. Womöglich sollte auch die Rückzahlung des Bafögs an den Studienerfolg gekoppelt werden. Wer mit dem Berufseintritt mal eben 40.000 aufwärts als Jahresgehalt einstreicht, der dürfte auch keine Probleme haben, von dem Geld etwas mehr abzugeben, als etwa ein Designstudent der dann vllt nur bei unter 30.000 liegt. Am Ende sind die Gehälter leider sehr Branchenspezifisch und es wäre sinnvoll, dies bei der Abzahlung (zzgl. zu Studienjahren) mit einzurechnen. Das wäre zumindest etwas, dass ich mit sozialer Gerechtigkeit verbinden würde.

Ihr merkt, die Themen, die mich beschäftigen, beziehen sich vorrangig auf unser Bildungssystem. Denn auch, wenn ich diesen Abschnitt meines Lebens nun mittlerweile durchlaufen habe, so bin ich der festen Überzeugung, dass es einer der wichtigsten Punkte ist. Deutschland hat keine Rohstoffe an denen es verdienen könnte. Wir leben von Innovation – und Innovation kann nur auf einer soliden Ausbildung der Bevölkerung fußen.

Offen bleiben Punkte zum Straßenbau (Nutzt doch bitte die Einnahmen aus der Besteuerung der KFZ-Halter und des Treibstoffs für den Erhalt der Straßen und Brücken! Alles andere ist Zweck entfremdet…) , der Außenpolitik (Warum müssen wir uns eigentlich immer alle überall einmischen?) und der Umwelt (Energiewende und Co.)

Alles in allem, weiß ich nun noch immer nicht, wen man da am dümmsten wählt. Irgendwas macht man dabei immer falsch. Vom “ungültig machen” der Wahlzettel halte ich übrigens nichts, das spielt nur den großen Parteien in die Hände. Diese ungültig gemachten Wahlzettel werden meines erachtens nach sowieso nicht gesondert gezählt, sondern im lokalen Wahlbüro einfach aussortiert. So war das zumindest, als ich selbst mal Wahlhelfer war.

Und wie geht ihr an die Sache dran?

4 thoughts on “Wer die Wahl hat, hat die Qual

  1. Wenn den Politiker wirklich daran etwas liegen würde, mich und meine Meinung zu vertreten, dann hätten selbige von sich aus schon lange “Bürgerbeteiligung” oder “Volksentscheide” durchgebracht, schon vor JAHRZEHNTEN. Da dem aber nicht so ist und sich bisher immer noch alle Parteien dagegen sträuben, jedoch brav immer wieder davon und dazu “Versprechen” machen, werde ich dieses mal genau so wählen wie beim letzten mal, NICHTS!

  2. Hallo Stefan,
    danke für deine Antwort. Ja, das wäre wohl die andere Möglichkeit. :)
    Ich fürchte jedoch, es könnte dann den Rechten in die Hände spielen. Also werde ich eine Kleinpartei wählen, die nichts ausrichten können wird, aber somit schonmal eine Stimme weg von den Großen oder Rechten.

  3. Bin sehr spät dran mit meinem Kommentar (ich ackere meine rss-Feeds zu selten durch ;) ) aber möchte dir noch nachträglich zustimmen, was die Austauschbarkeit und die Kritikpunkte angeht. Ein weiterer Punkt, der mir noch am Herzen liegt, ist der Tier- und Verbraucherschutz, besonders was Lebensmittel angelangt.
    Ich denke dass es nicht sein darf, dass Massenbetriebe Tiere derartig quälen um das Endprodukt für 4€ das Kilo verkaufen zu können und dabei auch noch Profit machen.
    Ich will Fleisch essen, aber bitte ohne dass ich ein schlechtes Gewissen bekommen muss! Dann gibt es halt nur noch 1-2x die Woche tierisches auf dem Teller und dann kostet es halt mehr. Dafür will ich aber eine Garantie, dass mit Verstand und Sorgfalt hergestellt wurde.

  4. Ich fürchte, eine Garantie kann dir nie jemand geben. Die meisten Menschen sind leider darauf getrimmt, alles so zu machen, dass sie dabei den maximalen Profit ernten können. Das ist nicht schön, nur irgendwie befürchte ich, dass sich das nie ändern wird. :(

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