Zügigen Schrittes schlürft er vorbei. Den Blick starr auf den nächsten Eimer gerichtet. Er ist ganz in hellem Jeansstoff gekleidet. Auf dem Rücken trägt er einen alten Rucksack, in der Hand einen von Schmutz verfärbten Stoffbeutel.
Nichts.
Er geht zum nächsten Eimer. Seine Hose ist abgetragen und hier und da kann man ein kleines Loch erkennen. Das graue Haar und der Bart wirken ungeplegt und er trägt eine blaue Baseballmütze tief im Gesicht.
Wieder nichts.
Vor ihm springt eine Ampel aufGrün und er weicht den heranströmenden Fußgängern aus. Schlängelnd such er sich einen Weg durch die Menschen, die ohne ihn zu beachten in ihrem Alltag weiterhasten. Er Weicht ihnen aus, auf dem Weg zum nächsten Mülleimer.
Da!
Ohne zu zögern greift er hinein. Hinein in den Eimer. Ein Rest ist noch drin. Er öffnet die Flasche und schüttet ihn aus. Sorgsam verschließt er die Flasche und legt sie zu den anderen in seinem Stoffbeutel. Er wendet sich ab und zieht weiter.
Weiter zum nächsten Mülleimer.
***
In letzter Zeit sind mir nach Feierabend immer wieder ältere Menschen aufgefallen, die in den Mülleimern nach Pfandflaschen suchen. Ich nehme an, sie lösen sie gegen den Pfand ein. Zur WM 2006 habe ich einmal eine Reportage gesehen, in der eine Frau die Becher einsammelte, um deren Pfand so viele der Besucher sich nicht kümmerten. Doch dieses Geld war für sie eine gute Einnahmequelle, da sie berichtete, dass sie sich ihr Gebiss neumachen wollte, was sie sich nicht leisten konnte.
Es ist irgendwie erschreckend, gestandene (oder eher gebrochene?) Menschen im Müll kramen zu zählen. Junge Menschen, die auf dem Fußballplatz die Bierflaschen einsammeln, um sich ihr Taschengeld aufzubessern, sind eine Sache, aber erwachsene Menschen. Das wirkt auf mich irgendwie verstörend. Doch sie sind Teil und Ergebnis unserer Gesellschaft…