Die Brücke und der Fluss

Noch vor einer Woche, als ein Kommilitone zu mir meinte “Chrissi, falls wir uns nicht mehr sehen, wünsch ich dir viel Erfolg im Praktikum” da dachte ich so – hey, ich bin noch nen ganzen Monat hier. Doch gestern ist mir selbst soetwas über die Lippen gekommen. Plötzlich, nun, da das Ende naht, nagt es an mir.

Da habe ich heute womöglich das letzte Mal in meiner Buchhandlung des Vertrauens eine Bestellung aufgegeben. Heute werde ich womöglich das letzte Mal in das Wernigeröder Kino gehen.

Und dann fallen mir die Dinge auf, die ich gern noch tun würde: Ich will noch einmal zum Agnesberg hinauf und auf das Schloss hinabschauen. Dafür darf es aber nicht regnen, denn dann wären die Trampelpfade womöglich zu rutschig. Und ich würde eigentlich auch gern mal die Brockenbahn fotografieren, wie es all die Touristen machen, die dann immer an der Kreuzung stehen und bei deren Anblick ich bisher immer gegrinst habe.

Auch ein Fotoalbum habe ich nicht mehr geschafft und ich merke, dass ich das Tuten der Brockenbahn, die hinter dem Hochschulgelände entlang fährt, vermissen werde. So viele kleine Dinge.

Doch da erinner ich mich an eine Freundin, die beim Spazieren gehen zur Anfangszeit unseres Studiums einmal meinte, wenn sie einen Fluss sieht, dann denkt sie an all die schönen Dinge, die auf sie zu kommen werden. Und ich mag die Metapher.

Und so lautet die Erkenntnis des Augenblicks: Wenn ich auf einer Brücke stehe, und all die lieb gewonnenen Dinge davon fließen sehe, dann muss ich mich umdrehen und den neuen, faszinierenden Dingen entgegen sehen, die mich erwarten werden. Und dann ist natürlich noch immer die Brücke da, jene Freunde und Familie, die mir erhalten bleiben.

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