Gedankenmelodien

Leben

Interpret: PUR
Album: Abenteuerland, 1995
Lyrics: hier

Früher hab ich das Lied einfach für ein Lied gegen den Krieg gehalten. Ich hab es nicht gemocht und weitergeschalten. Erst viel später ist mir klar geworden, dass es hier um die Verbrechen der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg geht. Im Sommer 2005 haben Freunde und ich an einem deutsch polnisch historischen Seminar teilgenommen, wo wir in einer Gruppe von deutschen und polnischen Jugendlichen Recherchen zu dem Thema angestellt haben.

An einem der Tage erhielten wir auch die Möglichkeit im Archiv von Majdanek, einem ehemaligen Konzentrationslager, zu recherchieren. Dort suchten Steffi und ich Informationen über Hermine Braunsteiner. Eine KS-Aufseherin, die in Majdanek und Ravensbrück tätig war. An ihrer Geschichte ist besonders die Tatsache, dass sie eigentlich Krankenschwester werden wollte, sehr erschreckend. Es macht es nur schwer verständlich, warum sie später eine so starke Brutalität an den Tag legte, dass sie als “Stute von Majdanek” bekannt wurde.

Harte Arbeit und nur wenig Gehalt trieben sie dazu, sich – auf Vorschlag ihres Vermieters – in Ravensbrück zu bewerben. Sie habe sich nie erkundigt, um welche Art von Gefangenen es sich dort handelte. Tut man denn für Geld wirklich alles?

Wie nur konntest du das tun?
Hast du nichts dabei gefühlt?
Was nahm dir all die Skrupel, all die Scham?

Von verschiedenen Zeitzeugen erfuhren wir, wie man trotz der harten Umstände versucht hat, sich in den Konzentrationslagern zu helfen. Natürlich gibt es zu diesem Thema auch sehr gute Filme. Sehr stark eingeprägt hat sich bei mir “Das Leben ist schön”, wo eine Familie auseinandergerissen und in ein KZ gesteckt wird. Und der Vater spielt seinem Sohn Tag für Tag vor, es sei alles ein Spiel und nur wer sich verstecke, könne gewinnen.

Leben – mehr als nur zu überleben
Leben – das ist Ursprung und Ziel
Leben – als kleiner Teil des großen Ganzen
Lebenswert zu sein

Der Vater überlebt den Aufenthalt in dem Konzentrationslager nicht, sondern wird von Aufsehern schließlich erschossen. Auf dem Weg zu dem Platz, wo er erschossen werden soll, bemerkt er, dass sein Sohn ihn beobachtet. Und er marschiert übertrieben und spielt seinem Sohn vor: Es ist ein Spiel, mach dir keine Sorgen und bleib versteckt.

Wir sollten uns jedoch darüber im Klaren sein, dass es kein Spiel ist und Krieg auch nie ein Spiel sein darf. An dem Tag, wo wir über die Grausamkeiten hinwegsehen, an dem Tag, an dem unsere Hemmschwelle so weit gesunken ist, dass es uns nicht mehr interessiert, wie es den Unschuldigen ergeht, an diesem Tag sind wir dann auch nicht mehr besser, als jene, die die Gewalt ausüben.

Lasst uns also nicht blind gegenüber den Verbrechen des Krieges werden. Wer die Vergangenheit vergisst, kann nicht aus ihr lernen. Wer die Vergangenheit vergisst, ist dazu verdammt, sie noch einmal zu erleben.

Interessiert dich dieses Thema? Dann schau doch auch bei diesen vorbei:

Exkursion nach Ravensbrück 2001
Ein Bericht unter Berücksichtigung gestellter Aufgaben. Informationen zu Ravensbrück und zur Bedeutung der Winkel.

Gegen das Vergessen 2005
Gedanken nach einem Zeitzeugengespräch in Ravensbrück und einigen Details, die wir von unseren Gästen erfuhren.

Zu Gast in Polen 2005
Ein Tagebuchartiger Bericht über das deutsch-polnisch historische Seminar in Polen.

Auf Gegenbesuch 2005
Die Rückbegegnung zum deutsch-polnisch historischen Seminar. Dieses Mal in der Jugendbildungsstätte Flecken Zechlin.

Rede zum 60. Jahrestag
Diese Rede schrieb ich in Zusammenarbeit mit meinem Deutschlehrer für den Jahrestag der Befreiung, der im Belower Wald gefeiert wurde (Todesmarsch Museum). Im Nachhinein wurde ich gebeten, dieselbe Rede auch zu den Feierlichkeiten im Rathaus unserer Stadt zu halten.

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