Donnerstagmorgen, der Wecker klingelt und für die Schule ist man längst zu spät, doch die war am 25. März auch gar nicht unser Ziel. Das Aufstehen fiel also gleich viel leichter; waschen, aufräumen und noch die letzten Sachen in die Tasche stopfen und schon ging’s los! Wir trafen uns alle am Bahnhof und fuhren dann gegen 9.47 Uhr mit dem Bus nach Heiligengrabe. Mit Regionalbahn und dem ICE verließen wir Brandenburg und der Weg führte uns ins westfälische Hamm, wo wir gegen 16 Uhr ankamen. Das Gepäck hat man uns freundlicherweise zum Jugendgästehaus gefahren und so konnten wir ohne die Last unserer Taschen durch die Stadt bummeln. Rolf führte uns schließlich zum Allée-Center, wo wir selbst noch etwas herumschauen konnten. Doch wir bleiben nicht allzu lang und setzten schließlich unseren Weg zum Sylverberg, dem Jugendgästehaus, fort. Dort wurden wir freundlichst von unserem Herbergsvater empfangen. Mit ein paar Worten über die Geschichte des Jugendgästehauses im Ohr, bezogen wir schließlich unsere Zimmer…Am Abend wurden wir schließlich zum “Henin” gefahren. Dort erwartete man eine Gruppe von 20 Leuten, deren Tische von der Wirtschaftsförderung Hamm reserviert worden wahren. Diese Reservierung war definitiv für uns gedacht, denn wäre unsere Gruppe nicht so sehr geschrumpft, wären wir tatsächlich so viele Leute gewesen. Wir waren total verdutzt und die Angestellten versuchten mit Lachen ihre Unsicherheit zu überspielen. Sie ließen aber schließlich mit sich reden und kurz nachdem sie uns an die Tische gelassen hatten, kamen auch die beiden Herren der Wirtschaftsförderung von Hamm. Von einem riesengroßen Büffet konnten wir uns dann auf Kosten der Stadt bedienen, denn wir waren eingeladen. Als wir noch gar nicht mit dem Essen fertig waren, trafen dann 5 Mädchen eines Gymnasiums von Hamm ein. Wir unterhielten uns über alles mögliche und schließlich wurde das Thema Abifete (bei uns Schülerball, von den 12.-Klässlern organisiert) angeschnitten. Die Mädchen hatten für uns Karten reserviert und fragten, ob wir nicht mitkommen wollten. Nach einigem Zureden unserer Betreuer nahmen wir das Angebot schließlich an.
Nun wollten wir jedoch erstmal unseren vom “Henin” in ein anderes Café umziehen. Da es Rebecca nicht so gut ging, begleiteten Melanie und Jegor sie nach Hause. Als wir dann gegen 1 Uhr nachts wieder im Jugendgästehaus ankamen, waren die beiden bereits eingeschlafen. Da das Waschbecken allerdings in ihrem Zimmer war, ließ es sich kaum vermeiden und die beiden wurden wieder wach…
Ca. 7 Uhr morgens. Der Weckruf von Tatjanas Handy holte uns aus unseren Träumen. Nun gut, kein Grund zur Panik, dreht man sich halt noch einmal um. Doch nach vielleicht 15 Minuten folgte Caros Handy und wir standen schließlich auf. Viel zu früh, wie sich später herausstellte, denn Frühstück gab es erst um 8 Uhr und es blieb noch genügend Zeit zum Kartenspielen.
Nach dem Frühstück wurden wir von einem Bus der Stadt, der etwa 50 Leute hätte transportieren können, abgeholt. Der “VIP-liner” brachte uns zu unserem Treffen mit er Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm GmbH. Kaffee und Infomaterial lag bereits verteilt in einem Versammlungsraum. Dort präsentierten uns Herr Eberhard Wiedenmann und Herr Berthold Rinsche einige Impressionen der Stadt Hamm und zeigten uns den Gewerbepark Rhynern. Herr Wiedenmann stellte sich dann unseren Fragen, über die wir uns schon am Tag zuvor während der Zugfahrt Gedanken gemacht hatten. Freundlich versuchte er Rede und Antwort zu stehen und überzeugte durch sein Auftreten und seine Argumente. Der Gewerbepark ist trotz der Philosophie “Wir nehmen alles, was kommt.” Auf Logistik und Gesundheitswirtschaft ausgerichtet. Ein anderes Motto der Wirtschaftsförderung lautet “Man muss immer schneller sein, als die anderen.”. Bei der Umsetzung dieses Vorsatzes hilft die GmbH, deren Organisationsstruktur schnelle Entscheidungen ermöglicht.
Wir erfuhren, dass trotz aller positiven Dinge auch Hamm seine Sorgen hat. Auch hier bestehen Probleme in der Ausbildungssituation. Eine Ursache dafür ist bei vielen Firma eine Verunsicherung durch die Politik. Die Wirtschaftsförderung knüpft an dieser Stelle an und berät und hilft Unternehmen, besonders, wenn dadurch neue Ausbildungsplätze entstehen. Auch die Abwanderung ist in Hamm ein Problem. Da es keine Studienmöglichkeit vor Ort gibt, ziehen Junge Leute oft weg und kommen nur selten wieder zurück. Dies soll natürlich umgangen werden und so versucht man Studiengänge parallel zu angesiedelten Unternehmen umzusetzen, welche wieder neue Ausbildungsmöglichkeiten bieten und für Unternehmen ein Grund sein könnten, sich in Hamm anzusiedeln…
Die Zeit raste und wir waren schon etwas spät dran, als wir begleitet von Herr Rinsche am Bahnhof von Hamm standen, um Daniel Abel zu empfangen. Er kommt ebenfalls aus Wittstock, studiert jedoch gerade und schreibt hin und wieder Artikel für unsere örtliche Zeitung. Während der Fahrt konnte er im Gespräch mit Herr Herm bereits Informationen zum bisherigen Verlauf der Fahrt sammeln. Als der Bus hielt, waren wir bei der Firma “Munk” angelangt. Auch hier wurden wir wieder freundlichst empfangen. Eine große Palette an Getränken erwartete uns, die eigentlich keine Wünsche offen ließ. Der Geschäftsführer ging zunächst auf technische Dinge, die die Produktion seiner Firma betrafen ein. Zwischen Theorie und Praxis liegt ein Unterschied uns so führte uns Herr Kleine, Rolfs Bruder, in der Firma herum und beantwortete unsere Fragen. Auch wenn wir nicht alle technischen Hintergründe verstanden, war das, was wir sahen, doch sehr beeindruckend. Zurück im Versammlungsraum erwartete uns eine bunte Palette belegter Brötchen und wir kamen zum wirtschaftlichen Teil unseres Gespräches. Zu spät bemerkte Angelika, dass es später noch einmal etwas zu essen geben würde und so verließen wir bereits gut gesättigt das Unternehmen.
Nach einer kurzen Rundfahrt des Gewerbeparks Rhynern, der uns mehr als deutlich zeigte, dass es sich wirklich um einen GewerbePARK handelte, trafen wir bei dem zweiten exemplarischen Unternehmen ein, das auf unserer Liste stand; das “Gartencenter Hesse”. Die Tochter des Unternehmers führte uns durch die riesige Ausstellungshalle, vorbei an vielen verschiedenen Planzen, Blumentöpfen, Gartenzubehör und Dekorationsmaterial. So sahen wir zum Beispiel kleine Fliegenfänger, also Fleisch fressende Pflanzen. Im Café des Centers angekommen durften wir uns alle ein Gericht und ein Getränk aussuchen. Beides wurde vom “Gartencenter Hesse” spendiert.
Nach soviel Informationsaustausch war etwas Freizeit wohl verdient. So fuhren wir schließlich zurück zur Jugendherberge, berichteten Daniel noch einmal über alle Ereignisse, die er verpasst hatte und liefen schließlich zum Sport- und Gesundheitsbad. Als wir am Abend wieder im Jugendgästehaus eintrafen waren die Erwachsenen bereits weg. Sie hatten uns ein Großraumtaxi bestellt, dass uns zu der Abifete fahren sollte. Es dauerte nicht lang, bis wir umgezogen waren und auf unser Taxi warteten. Man ließ uns nicht lange im kalten stehen und wir kamen mit Karl, dem Taxifahrer, schnell ins Gespräch. Nach einer Weile fragte er, ob wir aus dem Osten kommen würden. Leicht überrascht antworteten wir nicht sofort und er meinte entschuldigend, dass es nicht böse gemeint sei, aber wir hätten solch einen “niedlichen Akzent”. Da wir noch nicht wussten, wann wir in etwa wieder zurück fahren würden, gab uns Karl einfach seine Handynummer. “Ruft einfach an, wenn ihr los wollt. Wenn ich dann gerade nicht kann, sorg ich dafür, dass euch jemand anderes abholt.”
Von seinem Angebot mussten wir schließlich schneller als uns lieb war Gebrauch machen. Nicht auf die große Kälte vorbereitet standen wir vor dem Eingang. Eines des Mädchen sollte uns dort eigentlich abholen, weil sie die Karten hatte, doch sie kam nicht. Auch ans Handy ging sie nicht und so standen wir etwa 20 Minuten frierend vor dem Eingang. Die Gäste schauten schon seltsam zu uns herüber und langsam aber sicher wurde die Sache peinlich. Schließlich hatten wir keine Lust mehr, weder aufs Warten noch auf die Party. Also riefen wir Karl an und er holte uns ab. Verwundert fragte er, wieso wir nun schon wieder los wollten und wir erklärten das Problem. “Was für einen Eindruck bekommt ihr hier denn von Hamm?” Daraufhin stoppte er den Kilometerzähler und meinte, er würde uns in der Kneipenmeile von Hamm absetzen, die sei auch nicht allzu weit von der Jugendherberge entfernt, sollten wir nicht laufen wollen, könnten wir ihn wieder anrufen. So setzten wir uns in eine der Kneipen und tranken etwas. Jegor hatte sich von Anfang an richtig entschieden, denn er war von Anfang an nicht mitgekommen. Da wir nicht genug Geld hatten, um ewig von Kneipe zu Café und von Café zu Kneipe zu ziehen, fragten wir nach dem Weg zum Sylverberg und liefen nach Hause. Als wir dort ankamen, waren wir ziemlich durchgefroren, da wir ja eigentlich davon ausgegangen waren, ins Taxi einzusteigen, auszusteigen und dann bei der Feier zu sein.
Als die Erwachsenen schließlich wieder ankamen, erzählten wir von dem Vorfall. Das taten wir etwas zu laut, denn schon nach kurzer Zeit streckte eine Frau ihren Kopf zum Flur heraus und bat uns, doch etwas leiser zu sein. So beendeten wir das Thema in einem der Zimmer und gingen schließlich zu Bett.
Wieder hieß es um 7 Uhr aufstehen. Betten abziehen und wieder alles in die Taschen quetschen. Beim Frühstück erhielten wir dann vom Jugendgästehaus alle ein Lunchpaket. Noch ein Gruppenfoto zum Abschied und wir traten die Heimreise an. Das Gepäck wurde wieder zum Bahnhof gefahren. Ein Teil von uns fuhr mit, um dann auf die Taschen aufzupassen, die anderen liefen zum Bahnhof. Angelika verabschiedete sich hier von uns, da sie in eine andere Richtung fahren würde, um noch ein paar anderen Verpflichtungen nachzugehen…
Schon in der Bahn nach Minden fielen uns einige Dortmundfans auf. Die bahn war total überfüllt und wir fanden keine Möglichkeit, alle beisammen zu sitzen. Nun, die Fahrt dauerte nur gut eine Stunde und so war es halb so wild. Als wir in Minden in die S-Bahn nach Hannover umstiegen, mussten wir mit Schrecken feststellen, dass die Fans das gleiche taten. Wir erfuhren von irgendwem, dass an diesem Nachmittag Dortmund gegen Hannover spielen würde. Was soll’s? Augen zu und durch. Am Anfang fand ich das alles noch halbwegs amüsant. Die Fans pochten gegen die Wände und sangen ihre Hymnen, doch da auch Alkohol im Spiel war, dauerte es nicht lang, bis die ersten auf die Toilette mussten. Unser Pech, denn wir saßen standen und saßen alle in der Nähe zur Toilette. Tatjana, Rebecca und ich hatten noch Sitzplätze erhaschen können. Die Damen und Herren, die den Weg zum WC suchten mussten jedes mal an uns vorbei und es dauerte nicht lang, bis wir eine Schlange vor uns hatten. Auch darüber konnte ich noch lachen, doch schließlich wurde die Schlange zu lang, wo man am Anfang noch einzeln auf die Toilette gegangen ist, ging man nach kurzer Zeit zu zweit, zu dritt und am Ende sogar zu fünft. Den anderen zu Urteilen muss der Anblick des WCs wirklich übelerregend gewesen sein, selbst vor der Tür war bereits alles feucht…
Da die Fans jede Chance, sich zu erleichtern, nutzten, standen wir an fast jeder Haltestelle zu lang, so dass wir, als wir endlich in Hannover ankamen, unseren Zug verpasst hatten. Es stellte sich jedoch heraus, dass unsere Daten sowieso nicht richtig waren. Rolf hatte sich auf den Weg gemacht und neue Zugtickets besorgt und nun fuhren wir mit einem ICE nach Spandau, um die anderen Züge dann zu bekommen. Unterwegs stellte sich jedoch raus, es war viel sinnvoller, wenn wir noch eine Station weiter fuhren. So suchte Frau Berens den Zugführer auf und er gestattete es uns, ohne Aufpreis weiter zu fahren. In Berlin verabschiedete sich Rolf dann von uns, da auch er nun nach Hause fahren wollte. So waren wir nur noch 8 Personen und stiegen in die Regionalbahn nach Neuruppin um. Von dort sollte uns dann ein Kleinbus der Jugendbildungsstätte abholen. Bis nach Wittstock schrumpfte unsere Gruppe immer mehr, bis Caroline, Tatjana und ich schließlich bei der Wittstocker Stadthalle ausstiegen…