Schreibversuch: Eine neue Herangehensweise

Während ich die letzten Wochen damit verbracht habe, eine Geschichte fernab der eigentlichen Geschichte zu suchen und mich mit Fachbegriffen aus Dramatica zu blockieren, möchte ich nun zum eigentlichen Ziel zurückkehren: Dem Schreiben einer eigenen Geschichte.

Ich werde nicht alle bisher entwickelten Ideen verwerfen, doch ich werde sie definitiv an mein nun geplantes Story-Konstrukt anpassen.

Für den Einstieg möchte ich mich mit der Schneeflocken-Methode bemühen, die Ideen in meinem Kopf nun festzuklopfen. Näheres zu dieser Methode könnt ihr hier lesen. (“Wie du einen Roman schreibst: Die Schneeflocken-Methode”)

Schritt 1: Ein-Satz-Zusammenfassung der Story

Ein schüchternes Mädchen muss sich den Problemen ihrer eigenen Fantasiewelt stellen, um erwachsen zu werden.

Schritt 2: Ein-Absatz-Zusammenfassung der Story

Pia ist durch den Tod ihres Urgroßvaters, mit dem sie sich am Tag seines Todes gestritten hatte, extrem aufgewühlt. Die Situation eskaliert auf der Beerdigung und Pia flieht vor ihrer Familie. Sie versteckt sich in einem verwilderten Garten, dessen kleines Haus einen Hinterausgang besitzt, der sie geradewegs in eine Welt befördert, von der sie von klein auf geträumt hatte. Dort ist jedoch seit dem Tod des letzten großen Magiers Chaos ausgebrochen, die die Königin des Feuers die Herrschaft an sich gerissen hat. Die Welt ist ein Spiegel Pias eigener Gefühlswelt und sie muss dort Ordnung schaffen, um wieder zu sich selbst zu finden. Am Ende wacht sie völlig erschöpft auf dem Boden des kleinen Gartenhäuschens auf und ist bereit, ihrer Familie entgegen zu treten.

Nächster Schritt: Jeweils eine Charakter-Übersicht der einzelnen Figuren anfertigen.

Schreibversuch: Figuren definieren sich aneinander

Man kann sehr viel theoretisch über eine Figur sagen. Doch wie verhält sie sich im Zusammenspiel mit anderen Figuren? Wie reagiert?

Schritt: 5.3: Eine erste Szene

Entsprechend lautete die nächste Aufgabe, eine Szene zu schreiben. Das Thema der Szene ist für die Hutmacherin eher untypisch, da sie mit einer für sie eher ungewohnten Situation konfrontiert werden sollte. In diesem Fall eine Schulparty. Geschrieben wurde diese Szene in Form eines Dialogs mit ein paar erzählerischen Einschüben, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Der Text erstreckt sich bei normaler Schriftgröße und entsprechenden Absätzen über knapp 11 A4-Seiten.

***

Auf dem Weg zur Schulparty

Skeptisch blickt Pia über den Parkplatz zum Eingang der Mehrzweckhalle. Sie sitzt im Auto neben ihrem Großvater.

Großvater (freundlich): Also dann… Amüsier dich gut. Ruf mich an, wenn ich dich abholen soll. Aber spätestens um 10 Uhr hole ich dich hier wieder ab.

Pia nickt und gibt ihrem Großvater einen kurzen Kuss auf die Wange. Sie steigt aus dem Auto und schwingt ihren kleinen Rucksack über die Schulter.

Pia (ruft): Danke für’s Fahren!

Sie schlägt die Tür zu. Mit langsamen Schritten nähert sie sich der Sporthalle. Die Musik tönt ihr bereits entgegen. Vor der Tür stehen einige ältere Schüler und rauchen.

Älterer Schüler: Hey Kleine!

Er pustet ihr eine Rauchwolke ins Gesicht. Sie hustet, verdreht die Augen und geht ohne ein Wort an den Schülern vorbei.

Pia (schnaubt): Das ist doch widerlich.
Vanessa (ruft): “Pia!”

Das blonde Mädchen läuft auf sie zu. Sie trägt ein eng sitzendes, rotes Kleid an, schwarze Wimperntusche und roten Lippenstift, was sie weitaus älter aussehen ließ, als sie war. Vanessa ist ein aufgedrehtes Mädchen aus Pias Klasse und versucht immer wieder den Jungen der älteren Jahrgangsstufen zu gefallen. Pias Großvater nennt sie gern frühreif, doch Pia macht das nichts aus. Irgendwie faszinierte sie die Energie ihrer Freundin.

Pia (lächelt): “Hallo Nessa.”
Vanessa (vorwurfsvoll): “Du bist ganz schön spät dran! Und – oh nein, hast du schon wieder diesen alten Rucksack dabei. Wie sieht denn das aus? Und nimm den Zopfgummi heraus, so schaut dir ja nie ein Junge hinterher.”

Sie zieht Pia den Zopfgummi aus dem Haar noch ehe diese widersprechen kann.

Pia (leicht erschrocken): “Hey, was machst du denn?”
Vanessa (kramt in ihrer Handtasche): “Ich habe auch noch Mascara, Lippenstift und Haarspray dabei…”

Ein hagerer Junge mit zu weiten Jeans und einem einfachen T-Shirt tritt zu den Mädchen.

Max: “Also ich finde Pia hübsch so wie sie ist.”
Vanessa: “Gut, dass deine Meinung hier heute nicht gefragt ist. Komm Pia.”
Pia (schüchtern): “Muss das denn sein? Lass uns lieber etwas zu trinken holen.”
Vanessa: “Kein Problem, Max kann uns eine Cola holen und wir putzen dich jetzt noch ordentlich heraus.”

Pia wirft Max einen flehenden Blick zu.

Max: “Nicht jeder will wie ein Farbkasten herumrennen, Nessa.”
Vanessa: “Und nicht jeder steht auf hagere Jungs mit Schlabber-T-Shirt.”
Pia (genervt): “Hört auf euch zu streiten!”
Vanessa: “Du hast es gehört.”

Vanessa dreht Max den Rücken zu und zieht Pia zur Mädchen Toilette.

Pia (unsicher): “Nessa, aber bitte nicht zu viel.”
Vanessa (enttäuscht): “Nagut, aber ein bisschen Wimperntusche darf es doch sein? Da fällt kaum auf. Versuch es am besten selber.”

Sie drückt Pia den Mascara in die Hand, nimmt eines der Papiertücher und befeuchtet es mit Wasser.

Vanessa: “Und falls es nicht gleich klappt, kannst du es vorsichtig mit dem Papier entfernen.”

Etwas skeptisch beäugt Pia die kleine, geschwungene Wimpernbürste. Doch sie ist geschickt und schafft es, ohne größere Probleme ein wenig von der Tusche aufzutragen.

Vanessa: “Bist du sicher, dass du nicht noch etwas Lippenstift willst? Oder Lidschatten?”
Pia (lacht): “Ja. Ich bin mir sicher. Wer weiß, was ich mir zu Hause anhören muss, wenn ich absolut gestylt zurück käme.”
Vanessa: “Ach, deine Großeltern sollen nicht so spießig sein.”
Pia: “Das ist schon in Ordnung so, wie es jetzt ist.”

Die Mädchen verlassen den Waschraum wieder. Max ist nirgends in Sicht.

Vanessa: “Wo ist Max hin? Na ich hoffe doch, er besorgt uns eine Coke.”
Pia (runzelt die Stirn): “Warum bist du immer so zu ihm?”
Vanessa (überrascht): “Wieso, wie bin ich denn?”
Pia: “Du kommandierst ihn rum, musst dich immer mit ihm streiten. Ich glaube, ich habe euch noch nie einer Meinung erlebt.”
Vanessa: “Er ist halt ein Trottel.”
Pia: “Er ist nett.”
Vanessa: “Okay, ein netter Trottel.”

Pia muss sich ein Lachen verkneifen und folgt ihrer Freundin in das Innere der Halle. Alle Fenster sind abgedunkelt, Scheinwerfer malen bunte Kreise an die Wände und überall stehen Schüler in Grüppchen herum. Hier und da kann Pia einen Lehrer erblicken, der das Treiben beobachtet. Der Boden der Halle ist mit Kunststoff ausgelegt und auf der einen Seite sind Tische zu einer Bar aufgebaut, auf welche die Mädchen nun zusteuern. An der Bar treffen sie Max wieder.

Vanessa: “Sieh an, wer sich wieder angefunden hat.”
Max: “Ah, konntest du dich doch wieder vom Spiegel trennen, Nessa? Ich war mir nicht sicher, wie lange das dauern würde.”
Pia (genervt): “Geht das schon wieder los mit euch beiden?”

Ein Junge tritt von hinten an Vanessa und Pia heran und legt ihnen die Hände auf die Schultern.

Justin: “Na, kann ich den Süßen einen Drink ausgehen?”

Pia riecht den Alkohol in seinem Atem und dreht sich leicht, um dem Neuankömmling ins Gesicht zu schauen. Es ist einer der älteren Schüler aus der Oberstufe, mit denen Vanessa in der Hofpause immer gern zusammen steht.

Pia (murmelnd): “Nein, danke.”
Vanessa (strahlend): “Ach hab dich nicht so, Pia. Klar nehmen wir einen Drink.”
Pia: “Eine Cola.”
Justin: “Cola ist was für Babys. Ich hol euch einen Cocktail.”
Pia: “Wir sind 16.”
Vanessa: “Deswegen holt Justin uns ja auch die Drinks, nicht wahr?”
Pia: “Ohne mich.”
Justin (zieht Pia näher zu sich): “Wer wird denn hier kneifen. Keiner bekommt was mit.”
Max: “Es sind genug Lehrer zugegen.”
Justin: “Die sind genug mit sich selbst beschäftigt.”
Max: “Das muss ja nicht so bleiben.”
Vanessa: “Max, lass den Scheiß!”
Justin: “Wer will es ihnen denn sagen, du?”
Max: “Vielleicht.”
Vanessa (funkelt Max böse an): “Das würdest du nicht.”
Max (ernst): “Dann hör wenigstens auf, Pia da mit reinzuziehen.”
Justin (Faust erhebend): “Ich wüsste nicht, warum das dein Problem ist.”
Pia (eingeschüchtert): “Hey, lasst das. Nessa, geh du doch einfach mit Justin was auch immer trinken.”
Justin (enttäuscht): “Du kommst nicht mit?”
Vanessa: “Ach dann lass sie doch.”
Pia (sich aus der Umarmung befreiend): “Wir sehen uns einfach später wieder.”
Justin: “Aber…”
Vanessa: “Na los.”

Justin, es nicht gewohnt, abgewiesen zu werden, fängt sich wieder und legt Vanessa seinen Arm um die Hüfte.

Justin: “Wer nicht will, der hat schon.”

Die beiden wenden sich ab und Vanessa dreht sich noch kurz zurück um Pia begeistert zuzuwinken.

Max: “Keine Ahnung, was sie an dem Typen findet.”
Pia: “Ich auch nicht.”
Max: “Ich meine, er wechselt die Mädchen wie andere ihre Socken.”
Pia: “Vielleicht hofft Nessa, dass sie das ändern kann.”
Max: “Klar, deswegen legt er auch jeder beliebigen die Hand auf den Arsch.”
Pia (schaut ihn entsetzt an): “…”
Max: “Sorry. Cola?”
Pia (lächelt): “Gern.”

Max (zur bedienenden Schülerin): “Zwei Cola bitte.”

Er legt das nötige Kleingeld auf die provisorische Theke und dreht sich zu Pia.

Pia: “Gibt es keinen Strohhalm?”
Max (überrascht): “Ich, ich glaube nicht und leider auch keine Schirmchen.”
Pia (gespielt enttäuscht): “Nagut, dann muss es wohl so gehen.”
Max (reicht ihr das Glas): “Wo wollen wir hin?”
Pia: “Ganz ehrlich, am liebsten in den Vorraum, da ist die Musik nicht so laut.”

Sie wenden sich zum gehen ab.

Max: “Warum gehst du auf eine Party, wenn du laute Musik nicht magst?”
Pia: “Meine Großeltern meinen, das sei gut für mich. Ein wenig unter Leute kommen und so.”
Max: “Naja, klingt doch nach einer ganz guten Idee, oder?”
Pia: “Vielleicht…”
Max: “Du bist anderer Meinung?”
Pia: “Ich bin einfach kein Fan von großen Menschenmassen.”
Max: “Ach was. Augen zu und durch. Ich finde, beim Tanzen kann man so richtig abschalten.”

Sie treten durch die Tür in den Vorflur.

Pia: “Ich kann nicht tanzen.”
Max: “Jeder kann tanzen.”
Pia: “Nein, ganz bestimmt nicht.”
Max (stellt sein Glas auf den Boden) : “Ist ja nicht so, dass du Walzer tanzen müsstest. Einfach ein wenig im Takt zur Musik bewegen.”
Pia (schüttelt heftig mit dem Kopf und geht zwei Schritte zurück): “Nein, nein, nein.”
Max (kommt ihr entgegen und nimmt ihr das Glas ab): “Versuch es doch einfach mal.”

Pia steht unbeholfen da, während Max beginnt sich im Takt der Musik zu bewegen und sie erwartungsvoll anschaut. Einige Schüler gehen tuschelnd an ihnen vorbei.

Pia (sich abwendend): “Ich will das nicht.”
Max (enttäuscht): “Okay, okay. Was willst du dann.”
Pia (an einer Wand herunter rutschend): “Einfach abwarten, dass der Abend vorbei geht.”
Max: “Mh…”

Max schaut zu den anderen Schülergruppen hinüber, die ihn und Pia aufmerksam beobachten. Manche zeigen sogar mit einem Finger auf sie, andere drehen sich beschämt weg und wieder andere kichern, als sie seinen Blick bemerkten.

Max: “Willst du vielleicht ein wenig an die frische Luft?”
Pia (lächelte): “Das klingt gut. Aber erst die Coke?”

Sie prostet ihm gespielt zu.

Max: “Du hast recht.”

Er hebt das Glas an seine Lippen und trinkt den Inhalt in einem Zug. Ungläubig schaut Pia ihn an.

Max (stellt das Glas auf dem Boden ab): “Was?”
Pia: “Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich etwas länger brauchen werde? Kohlensäure kann ich nicht so schnell trinken.”
Max (lacht): “Wir haben alle Zeit der Welt.”

Während Pia Schluck für Schluck ihr Glas leert, schaut sich Max durch die Tür einigen tanzenden Schülern zu.

Pia: “Wenn du lieber rein gehen willst, ist das auch kein Problem.”
Max (dreht sich zu ihr um): “Wie meinst du?”
Pia: “Du musst mir keine Gesellschaft leisten. Wenn du lieber rein gehen willst, dann ist das auch kein Problem.”
Max: “Nein, nein.”
Pia: “Wenn du willst, dann können wir jetzt.”

Sie zeigt ihm ihr leeres Glas.

Max (steht auf und reicht ihr die Hand): “Na dann…”
Pia (lässt sich aufhelfen und lächelt): “Danke.”

Als die beiden sich zum Gehen abwenden, stürmt eine weinende Vanessa in den Vorflur und zur Toilette.

Pia: “Nessa?”
Max: “Was ist denn mit der los?”
Pia: “Entschuldige mich.”

Pia lässt Max stehen und folgt Vanessa auf die Mädchentoilette. Als sie die Tür öffnet, hört sie nur ein wimmern und schluchzen.

Pia: “Nessa, wo bist du?”

Sie erhält keine Antwort.

Pia: “Was ist denn los?

Sie läuft an den verschiedenen Kabinen vorbei und steht schließlich vor jener verschlossenen Tür, hinter der sie das Schluchzen wahrnimmt.

Pia: “Komm schon, mach dir Tür auf. Ich bin’s.”

Unter weiteren Schluchzern entriegelt Vanessa die Tür. Pia öffnet vorsichtig die Tür und findet ihre Freundin auf dem Toilettendeckel sitzend. Sie legt ihr einen Arm tröstend um die Schulter.

Pia: “Was ist denn passiert?”
Vanessa: “Jungs sind alles Idioten.”
Pia: “Justin?”
Vanessa: “Er hat mich belogen.”
Pia: “Wie meinst du das? Ich dachte, er wollte dir einen Drink ausgeben.”
Vanessa (schnaubt abfällig): “Tja, dieser Drink bestand darin, aus einem ekligen Eimer Sangria zu trinken. Mit anderen Mädels und Kerlen, die sie betatschten.”
Pia (verzieht das Gesicht): “…”
Vanessa: “Und dann, und dann hat er auch noch mit dieser anderen herum geknutscht. Und…”
Pia: “Ich will gar nicht mehr hören.”
Vanessa: “Wie konnte ich nur so naiv sein.”
Pia: “Mach dir keine Vorwürfe. Das kann jedem passieren.”
Vanessa (versucht tief Luft zu holen und schaut Pia an): “Ich seh bestimmt schrecklich aus.”
Pia: “Ganz ehrlich? Ja. Einer der vielen Nachteile von Make-Up…”
Vanessa (lacht): “Beim nächsten Mal sollte ich vielleicht auf dich hören.”
Pia: “Und was machen wir nun? Willst du noch einmal rein?”
Vanessa: “Um mich vor allem zum Obst zu machen? Nein, das muss ich nicht haben.”
Pia: “Kann ich verstehen.”
Vanessa: “Mein du, dein Opa würde mich mit nach Hause fahren.”
Pia: “Na klar.”

Pia kramt in ihrem Rucksack nach ihrem Handy und wählt die Nummer ihrer Großeltern.

Pia: “Hallo Oma, Pia hier. Ist Opa da?”
Oma (am Telefon): “Er sitzt im Wohnzimmer. Ist alles in Ordnung?”
Pia: “Ja, alles gut. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob er mich und Vanessa abholen kann.”
Oma (überrascht am Telefon): “Jetzt schon? Es ist doch gerade erst 9.”
Pia: “Ja, irgendwie macht es keinen richtigen Spaß und Vanessa fühlt sich auch nicht so gut.”
Oma (verständnisvoll): “Ah, ich verstehe. Ich sage Opa bescheid. Er wird sich sicher erst umziehen wollen. Ich denke, in einer halben Stunde ist er bei euch.”
Pia: “Super, wir warten draußen. Danke.”

Sie legt auf.

Vanessa: “Ohje, da werde ich mir ja bestimmt beim nächsten Mal ein paar Fragen gefallen lassen müssen, was los war.”
Pia: “Ach was. Das hat sie bestimmt vergessen, bis ihr euch wieder seht.”

Vanessa reißt etwas Toilettenpapier ab und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht.

Vanessa (lächelt): “Hoffen wir es. Ich glaube, ich nutze den Moment, um mein ruiniertes Make-Up abzuwaschen.”
Pia: “Nur mit Wasser?”
Vanessa: “Mit Seife und Wasser kriegt man alles ab.”
Pia: “Meine Oma meint immer, Seife sei nicht gut für das Gesicht.”
Vanessa: “Aber es hilft. Und sie meint bestimmt Kernseife.”
Pia: “Na du kennst dich damit aus. Ich werde mal draußen warten.”
Vanessa: “Okay, ich komme dann gleich nach.”

Pia verlässt die Mädchentoilette und findet Max, der sie mit hochgezogener Augenbraue begutachtet.

Pia: “Tut mir leid. Ich fürchte aus unserem Spaziergang wird nun nichts.”
Max: “Naja, vielleicht beim nächsten Mal.”
Pia: “Mein Opa wird wohl gleich kommen und uns abholen.”
Max: “Jetzt schon? Lass mich raten, Justin?”
Pia: “Naja, das muss sie selbst erzählen.”
Max: “Justin ist ein totaler Macho. Auf den sind schon viele reingefallen.”
Pia: “Scheint so.”

Die beiden schweigen sich an, während Pia durch die Glastüren nach draußen schaut und auf die vorbeifahrenden Autos achtet.

Max: “Ich, ich denke ich werde dann mal wieder rein gehen. Vielleicht sieht man sich ja dann nächste Woche wieder.”
Pia: “In der Hofpause bestimmt.”

Kaum ist Max weg, öffnet sich die Tür der Mädchentoilette und Vanessa tritt heraus. Sie hat das verschmierte Make-Up entfernt und neu  aufgetragen, sodass wohl niemandem auffallen würde, dass sie bis eben noch geweint hatte. Sie hakte sich bei Pia ein und lächelte.

Vanessa: “Wir können ja schonmal raus gehen.”

Zusammen verlassen sie die Sporthalle und gehen auf den Parkplatz.

(Wörter: 2.263)

Schreibversuch: Das “Wie” – Charaktereigenschaften

Bisher fiel die Charakterisierung von Pia eher grob aus. Jung, verträumt, kindisch. Doch was bedeutet eigentlich “Kindisch”?

Schritt 5.2: Charaktereigenschaften

Was sind die Eigenschaften der Figur? Wie äußern sie sich?

Da ich Pia als ein noch eher kindisches Mädchen sehe, muss zunächst überlegt werden, was darunter zu verstehen ist.

Kinder sind (in der Regel):

  • Naiv. Sie glauben an das Gute.
  • Ehrlich. Sie äußern offen ihre Meinung, statt sich in Anspielungen zu verlieren.
  • Angstfrei. Sie haben keine Existenzängste.
  • Neugierig. Sie sind immer offen für Neues und wollen alles erkunden.
  • Freiheit liebend. Sie wollen ihren eigenen Kopf durchsetzen und sich nicht den Verantwortungen und Einschränkungen der Erwachsenen beugen.

Ich denke diese Eigenschaften passen bereits sehr gut auf Pia. Sie gehört zu den Personen, die nicht jedem sofort ihre Meinung auf die Nase binden und viele Gedanken für sich behalten.

Während der ODC hat mich Mike darauf hingewiesen, dass der Wechsel in das Leben der Erwachsenen natürlich kulturell abhängig ist. Nicht in allen Ländern sind Frauen und Männer weitesgehend gleichberechtigt. Gerade Mädchen werden verkauft, früh verheiratet oder an Fabriken zum Arbeiten gegeben.

In wie weit diese Tatsache mit in die Geschichte fließen wird, weiß ich allerdings noch nicht.

Schreibversuch: Ein Blick in die Vergangenheit

Die ersten Schritte für den groben Rahmen der Geschichte sind absolviert. Diese waren bisher sehr abstrakt und so wird es nun Zeit, sich der Figur selbst zu widmen. Um sich ein erstes Bild von ihr zu machen, führt uns die erste Reise in die Vergangenheit.

Schritt 5.1 – Hintergrundgeschichte

Wer ist sie? Wie ist sie bisher aufgewachsen? Warum scheut sie sich vor dem Erwachsen werden?

Da ich bei dieser Aufgabe ziemliche Schwierigkeiten hatte, habe ich mich entschieden, die folgenden Zeilen aus der Perspektive der Hutmacherin zu schreiben.

***

Mein Name ist Pia Ayleen Wagner, aber eigentlich nennen mich alle nur Pia. Ich bin 16 Jahre alt und lebe bei meinen Großeltern auf dem Land. Meine Mutter kenne ich kaum. Sie war als Kind von zu Hause weggelaufen, hat sich auf der Straße herumgetrieben und nahm Drogen. Nicht unbedingt die Vorstellung einer Bilderbuch-Mum, wie man sie sich vielleicht wünscht. Als die Polizei sie aufgriff war sie 19 und hoch schwanger. Es dauerte nicht lange und dann war ich auch schon da. Die Behörden steckten meine Mutter in eine Drogenentzugsklinik irgendwo in Süddeutschloand, während meine Großeltern auf mich aufpassten.

Ich habe sie seither kaum gesehen. Oft hat sie mir am Telefon verpsrochen, dass sie mich besuchen würde. Doch sie kam eigentlich nie. Schrieb mir ie eine Karte oder einen Brief. Angeblich ist sie heute irgendwo in Südeuropa. Doch das hat nichts zu bedeuten. Ich habe aufgehört, ihr zu glauben. Meinen Vater habe ich nie gekannt.

So wuchs ich also bei meinen Großeltern auf. Mein Opa ist ein recht strenger Mann. Er achtet sehr darauf, dass ich meine Hausaufgaben ordentlich mache und immer pünktlich zu Hause bin. Meine Oma ist da schon etwas anders. Sie hat ein sonniges Gemüt und summt oft still vor sich hin, wenn sie zum Beispiel in der Küche steht und kocht. Ich habe selbst auch ein paar kleine Aufgaben, die ich im Haushalt erledigen muss. Doch das dauert meistens nicht lange und dann kann ich den Rest des Tages ganz für mich nutzen und machen, was ich will.

Bei schönem Wetter liege ich dann im Garten und lese ein Buch oder ich gehe schwimmen. Ich liebe es, bei Sonnenschein und in der Stille der Natur im See zu schwimmen. Das ist der Moment, wo die Zeit still steht, wo ich meine Gedanken höre und alles andere sehr weit scheint. Es ist einfach ein berauschendes Gefühl von Freiheit. Zu Hause spiele ich dann mit meinem verschmusten Kater Karl oder spaziere durch das angrenzende Waldgelände.

Da ich das Gymnasium in der Nachbarstadt besuche, muss ich jeden Tag mit dem Bus zur Schule fahren. Das bedeutet früh aufstehen und nach dem Unterricht nicht den Bus verpassen. So verbringe ich eigentlich nur wenig Zeit in der Stadt und sehe meine Schulkameraden außerhalb des Unterrichts nur selten. Ich nehme an, die meisten meiner Schulkameraden finden ich und mein Leben wohl sehr langweilig, doch ich genieße die idyllische Ruhe der Natur und liebe meine Heimat. Ich muss nicht immer in die Ferne reisen, wie viele andere Kinder in meiner Klasse. Sie erzählen dann nach den Sommerferien von all den großen Städten und fremden Ländern, in denen sie waren.

Meine Großeltern haben nicht so viel Geld, daher gehen wir in den Ferien dann eher in der Region wandern oder relten am See. Ein bis zwei Wochen meiner Sommerferien kann ich in der Regel auch bei meiner Tante verbringen. Mein Onkel sehe ich fast nie, weil er immer auf Geschäftsreisen im Ausland ist. Manchmal fährt meine Tante mit und schickt mir dann Karten. Ich habe eine große Pinnwand voll mit Ansichtskarten in meinem Zimmer hängen. Irgendwann kann ich vielleicht auch diese fremden Orte besuchen.

Wenn ich bei meiner Tante bin, dann besuchen wir den Zoo in ihrer Stadt, fahren ans Meer oder essen einen großen Eisbecher in der Stadt bei ihrem Lieblingsitaliener. Ich kann mit ihr wirklich über alles reden. Oft schreibe ich ihr Briefe, erzähle von der Schule, meinem Kater und den Dingen, die mich beschäftigen.

(Wörter: 574)

Schreibversuch: Der Konflikt

Keine gute Story ohne einen Konflikt, ein zu lösendes Problem etc.

Schritt 4: Der Konflikt

Der Konflikt, welcher auftritt, wenn die einzelnen Charaktere aufeinander treffen.

Dieses allgegenwärtige Problem kann vier Schwerpunkte haben, welche ich im Rahmen des bisherigen Themas “Erwachsen werden” aufgreife:

  1. Die Erwartungen an die Zukunft. – Die Figur hat große Träume
  2. Die Vorherbestimmung der Zukunft. – Die Figur hat große Pläne.
  3. Nur eine vage Ahnung von der Zukunft. – Die Figur hat keine konkreten Pläne, Erwartungen oder Ideen.
  4. Das, was jeder ganz allgemein von der Zukunft erwarten kann. – Die Figur will das, was alle wollen.

Da ich persönlich die Punkte 3 und 4 als eher schwierig für ein auf Unterhaltung ausgerichtetes Medium halte, bleiben der Hutmacherin nur noch zwei Optionen. Die Frage, die sich hierbei stellt ist: Soll ein Traum wahr werden oder soll ein konkreter Plan umgesetzt werden? Der Traum ist dabei eine heiß geliebte Absicht, der Plan ist eine Entscheidung für eine vorhandene Vorgehensweise, die man selbst organisiert hat.

Ich habe mir die Hutmacherin bisher immer mehr als eine Träumerin vorgestellt denn als eine planvoll vorgehende Figur, sodass es für sie wohl eigentlich nur noch eine Option gibt: Ein großer Traum muss in Erfüllung gehen.

Welcher das ist? Das bleibt noch zu entdecken.