Projekt 52: Zeit

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Die Uhr steht nicht.

Zeiten kommen,
Zeiten gehen.

Sie ändern sich,
sie wandeln sich.

Sie kehren nie zurück.

Weg von der Uhr als Symbol der Zeit. Der Zahn der Zeit nagt an allem und hier und dort kann man noch den alten Glanz erkennen. Das Gedicht ist nicht eigens für diesen Beitrag entstanden. Ich hatte es für ein Weihnachtsgeschenk meiner Familie geschrieben.

Projekt 52 – Die Zeit.

Das sonderbare Erbe.

Sie zog den Mantel enger und schlang die Arme um sich, schützend vor der Kälte, die sich leise in ihre Glieder und den Rücken hinauf schlich. Der Geruch von Apfel entwich dem frisch gebrühten Tee, den sie sich in dem kalten Café gegönnt hatte. Ihre Hände schlangen sich Wärme suchend um die Tasse, doch es war zu früh. Würde sie ihn jetzt trinken, würde sie sich die Zunge verbrennen. Kein Genuss, nur Schmerz wartete auf den ungeduldigen Geist. Und so schickte sie ihren kondensierenden Atem über die warme Oberfläche. Neben ihr das alte Papier ihres Großvaters, dass er ihr vererbt hatte. Vor einem Monat war die Beerdigung gewesen und sie hatte es nicht gewagt, das Papier anzurühren. Sie wollte es nicht vergeuden, wollte etwas Besonderes darauf zaubern. Worte, die so wunderbar waren wie die Geschichten, die ihr Großvater zu erzählen pflegte. In Gedanken erinnerte sie sich an späte Abende, als sie noch klein war und ihre Mutter bereits schimpfte, sie gehöre längst ins Bett. Andererseits hatte sie noch immer nicht verstanden, warum ihr Großvater ihr ausgerechnet dieses unbeschriebene Papier geschenkt hatte.

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Beschütze mich

Beschütze mich und halt mich fest,
mein kleines Herz gegen deinen zärtlichen Griff,
meine kalten Finger in deiner warmen Umarmung.
Meine ganze Welt in deinen Händen.

Die kleine Pina kann man auch rausnehmen, während ihre Schwester doch sehr ängstlich und vielzu flink ist, als dass man nicht Angst haben müsste, dass sie einem von der Hand springt und sich in irgendeiner Ecke verkriecht. Pina ist da gemütlicher – aber auch ein wenig kräfter. Dafür kann man mit ihr schmusen – so sehr man mit Zwerghamstern schmusen kann… ^^’

Verlassen

Projekt Shortstories 2009 – 1. Ziehung.

Die Sonne stand tief, als Susan die ersten Häuser sah. Ihre Füße waren wund von der gepflasterten Straße, ihre Sohlen geschunden vom heißen Asphalt. Eine Straße, die vor langer Zeit gebaut und seit Jahren nicht mehr genutzt wurde. Die Häuser der Stadt erstreckten sich in riesige Höhen, die nur von den Bergen des Hochlands, von denen ihr Vater früher zu erzählen pflegte, übertroffen werden konnten. Sie wusste, dass es noch ein weiter Weg sein würde und es für sie keinerlei Möglichkeit gab, die schützenden Mauern der Stadt vor Einbruch der Nacht zu erreichen.

Doch hier draußen gab es keinen schützenden Baum, über die Feder erstreckte dürres Gestrüpp, Gräser und vertrocknete Büsche. Eine Laune der Natur, die sich nun langsam zurückholte, was die Menschen ihr über Jahrhunderte hinweg genommen hatten. Das reiche Volk der Stadt wagte schon lange keinen Schritt mehr hinaus. Der Wind war erbarmungslos, das Regenwasser sauer und die Sonne verbrannte jedem die Haut, der es wagte, sie vor ihrem grellen Gesicht zu entblößen. Die Nacht war mindestens ebenso grausam. War es am Tag so heiß, dass einem der Kopf schwirrte, ließ die Kälte der Nacht seinen Opfern die Glieder erfrieren.

Der kühle Hauch der Abenddämmerung ließ sie zittern, als er ihr in die Kleider fuhr. Schmerzlich erinnerte sie sich an die kleine Hütte ihrer Eltern, die zumindest den Wind aussperren konnte. Doch Susan war nicht dumm. Als Kind war sie oft mit ihrem Vater über die Felder gestreift, während dieser sie nach etwas essbarem durchsucht hatte. Er hatte sie gelehrt, wie sie sich auch ohne Hütte einigermaßen schützen konnte.

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