Convention Camp 2012

Nachdem ich bisher einen großen Teil meiner freien Zeit Werktags für mich und zum Zeichnen genutzt habe, gab es gestern mal Kontrastprogramm. Ich war mit Kevin auf dem Convention Camp, der “Internet (Un)Konferenz” hier in Hannover.

Neben vielen, vielen Leuten, gab es natürlich auch viel Input durch Vorträge und Workshops. Dumm, dass so ein Tag nur begrenzt Zeit hat. ;)

Groß angekündigt und von vielen heiß erwartet war das Interview mit Julian Assange, Gründer und Kopf von WikiLeaks. Er teilte den Zuschauen vor allem seine recht negative Sicht auf die digitale Zukunft mit, vor allem vor dem Hintergrund des potentiellen Missbrauchs von Daten zur Ausspionierung. Er ging sogar so weit, Facebook mit der Stasi in der ehemaligen DDR zu vergleichen, was mir irgendwie ein wenig zu weit geht. Schließlich ist es nicht so, dass die Leute bei Facebook über andere schreiben, sondern über sich selbst – und somit hat es jeder selbst in der Hand, ob die Welt weiß, wann und was ihr heute zum Mittag essen werdet.

Oder wie seht ihr das?

Nach diesem recht negativ besetzten Einstieg widmeten wir uns einem Vortrag, der aufgrund seines Titels einen humorvollen Umgang mit dem Thema versprach. “Wir haben jetzt auch dieses Dings 2.0” Ich weiß nicht recht, was ich mir von diesem Vortrag erwartet hatte, doch das Ergebnis war etwas unbefriedigend. Es war vor allem eine etwas ironische Sicht auf Marketing Manager, die das ganze Thema Web 2.0 nicht durchdringen und möglichst mit harten Zahlen sehen wollen, was ihnen Interaktion auf Facebook, Twitter und Co. nun bringt und sprach unterschiedliche Sichtweisen auf das Web 2.0 an. – Für mich als Medieninformatiker und nach 3 Jahren Projektmanagement bei einem Dienstleister für diverse Werbeagenturen war das irgendwie alles sehr schwammig und mehr eine Wiedergabe von Anekdoten, als dass man nun etwas gelernt hätte.

Sehr gefreut hatte ich mich dann jedoch auf den Vortrag zu “Design Thinking“, welchen wir im Anschluss besuchten. Es geht hierbei nicht – wie viele aufgrund der Terminologie vermuten – um Design im künstlerischen Sinne, sondern vielmehr um eine Strategie zur kreativen Lösungsfindung in einem möglichst interdisziplinären Team. Ich hatte schon im September ein wenig darüber gelesen und ich denke, ich werde mal schauen, ob es noch weiterführende Literatur gibt. Für die Studenten in Berlin Brandenburg könnte es jedoch auch spannend sein, sich für 2 Semester beim Hasso Plattner Institut in Potsdam einzuschreiben. Wir konnten etwas später am Stand des HPI mit Studenten auch noch an einem Mini-Workshop teilnehmen, bei denen wir die vor allem das Vorgehen zum Thema Brainstorming durchgesprochen haben.

Das Thema “Social Media Qualitätsmessung” kann man recht kurz zusammenfassen. Social Media ist heute für die großen Firmen nicht mehr wegzudenken. Natürlich werden über Facebook nicht direkt Produkte verkauft, es kann jedoch genutzt werden, um die Marke entsprechend aufzubauen und eine Kommunikation zum Endverbraucher aufzubauen. Die Messung der Reichweise ist jedoch nahezu unmöglich, denn es ist schwer zu entscheiden, was nun eine bestimmte Anzahl an Fans oder Likes Wert ist. Gibt es Social Media ohne Facebook? Antwort der Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Nein.

Persuasive Technology” fiel als Vortrag leider aus, was wir etwas spät bemerkten, sodass wir uns dann nur noch die Fragerunde eines anderen Vortrags zum Thema Bloggen anschauen konnten, um uns anschließend ein wenig mit den chaotischen Workflows im Bereich Design unter dem Titel “Wütende Designer” auseinander setzen konnten. Im Entwicklungs- und Designprozess müsste vielmehr darauf geachtet werden, ein abgerundetes, überzeugendes Erlebnis zu schaffen, als jeden einzelnen Bestandteil des Produktes gesondert zu behandeln. Das ist genau das, was Apple schlussendlich so erfolgreich gemacht hat und macht – und was andere scheitern lässt. Doch wie so oft ist es schwer, die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, da sie in der Regel versuchen, mit allen Mitteln den Aufwand zu minimieren. Man sollte sich daher – wenn man sich in diesen Bahnen bewegt – darüber im Klaren sein, dass Menschen vor allem Erlebnisse kaufen. Damit ist natürlich nicht unbedingt der einfache Bleistift gemeint, doch wenn jeder einmal in sich hinein schaut; jene Dinge, für die wir viel Geld ausgeben, sind jene, die wir nicht allein nach Funktion aussuchen. Vielmehr nehmen wir, sie es aufgrund von Markenpräferenzen oder eines Gefühls, Mehrkosten in Kauf.

Alles in allem ein spannender Tag und – was mich überrascht hatte – Getränke und Mittag waren sogar im Ticket mit enthalten. Ich kann mich also nicht beschweren. Ob ich nächstes Jahr wieder hingehen würde, weiß ich jedoch noch nicht, da es – abgesehen von Design Thinking – leider wenige neue Erkenntnisse für mich gab, als erwartet. Schauen wir mal. ;)

Weiterführende Links:

2 thoughts on “Convention Camp 2012

  1. Blackb

    Also, ich vergleiche Social Media nicht mit dem System der DDR. Da hatte man noch (schwierig aber ging) die Möglichkeit das Gegenteil zu beweisen. In Facebook kann jeder alles über einen erstmal schreiben. Auch wenn es gelöscht wird ist es erstmal in den Köpfen. Facebook erreicht mehr Leute als die StaSi. Auch kann jeder für einen anderen einen Account erstellen. Mag ich also den Max Mustermann nicht, erstelle ich einen Account bei Facebook und beleidige herum und stelle Fotos und falsche Informationen ins Netz. Also von daher…

    Grüße

  2. Das kann dir in jeder Kleinstadt auch “analog” passieren. Wenn es um Gerüchte und Beleidigungen geht, ist das Internet auch nur ein neues Medium. Mobbing und Co. funktioniert auch ohne Facebook – eine gewisse Anonymität gibt es höchstens in den Großstädten und Metropolen.

    Julian Assange ging es jedoch um den gezielten Missbrauch von Informationen zum Nachteil der Massen und zum Vorteil jener, die am Hebel sitzen, weniger um das Streuen von Verdächtigungen. ;)

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