(Oder warum Renter nie Zeit haben.)

Also ich bin kein Mensch, der wegen jedem Wehwehchen den Arzt aufsucht. Ganz im Gegenteil, meistens versuch ich das eigentlich zu vermeiden und selbst einen Weg heraus zu finden. Im Fall von Erkältungen ist das natürlich sehr einfach, da man mit diesen ja mit wachsendem Alter immer wieder konfrontiert wird.

Nunja, so lief das auch eigentlich bei mir. Also die erste Welle glaubte ich ganz gut überstanden zu haben, doch bei der zweiten Welle, war mein Medizinvorrat schon gut erschöpft. Den Schnupfen sollte das aber nicht weiter stören, den nehm ich ja ohnehin kaum noch für voll. Als dann der Husten – in ziemlich böser Ausprägung – kam und auch ein entspanntes Wochenende mit viel Tee da nicht viel helfen konnte, suchte ich doch noch einmal die Apotheke auf. Auf Empfehlung einer Freundin ließ ich mir Hustensaft von Soledum geben.

Davon war ich auch recht begeistert, weil er mich in Geruch und Geschmack doch sehr an einen Hustensaft erinnerte, den ich als Kind nehmen durfte. (Und so lecker fand, dass ich ihne ja am liebsten unabhängig von meiner Gesundheit genommen hätte.)

Nungut, nach einer Woche hat sich der Husten auf diese Weise auch ganz gut in seine Schranken weisen lassen. Wobei natürlich ein Wochenende, das durch wenig Schlaf und lange Nächte geprägt war, wenig zur Besserung beitrug. Leider stellte ich dann fest, dass mir beim Schlucken das Hals weh tut und es sich teilweise sogar ins linke Ohr zog. Also entschloss ich mich nun doch endlich, einen Arzt aufzusuchen, weil ich an dieser Stelle eher hilflos war.

Ein Blick auf die Öffnungszeiten am Montag verriet mir, dass meine einzige Chance darin bestand, am Dienstag dranzukommen. Vormittags von 8.00 bis 11.00 Uhr war natürlich eher ungünstig und Montag und Donnerstag von 15.00 bis 17.00 Uhr arbeite ich jeweils, blieb nur noch Dienstag (15.00 bis 18.00 Uhr) übrig. Eigentlich wollte ich gleich 15 Uhr auf der Matte stehen, doch ich kam eher ein paar Minuten – vielleicht eine viertelstunde – später.

Kaum war ich da und meinte, ich hätte gern eine Art Beratung, durfte ich mir anhören, dass da ohne Termin nichts gehen würde. Nachdem ich mein Anliegen etwas genauer schilderte und meinte, dass wenn es heute nicht gehen würde, ich gleich zu Hause gehen könnte, ließ sich die Schwester meine Karte geben und meinte, dass das aber dauern würde. Als sie mich noch einmal nach vorn rief, um mir meine Karte wiederzugeben, fuhr sie mich an, dass ich noch keine Praxisgebühr bezahlt hätte. Nagut, dachte ich, sie haben aber auch noch nichts dahingehend gesagt (bzw. ob ich denn heut überhaupt noch drankommen würde), sagte schließlich einfach “Kein Problem” und bezahlte.

Nach einer halben Ewigkeit rief sie mich wieder nach vorne, diesmal allerdings in einen kleinen Raum, und fragte in der mir bereits vertrauten unhöflichen Art, was ich denn nun hätte. Noch einmal schilderte ich ihr das, was ich ihr bereits zu Beginn erzählt hatte. Beschrieb, dass ich seit fast 2 Wochen eine Erkältung mit mir rumschleppen würde und die ganz gut in den Griff bekommen hätte, mir nun allerdings beim Schlucken der Hals weh tun würde. Danach durfte ich mich dann erneut in den Warteraum setzen.

Nachdem ich mich bereits mit Datenbanken (ich hatte ein buch bei) und Japanischvokabeln (leider nur 12) beschäftigt hatte, gingen mir langsam die Ideen aus und es lief darauf hinaus, einfach nur noch rumzusitzen und sich im Wechsel mit den anderen Patienten gegenseitig zu begaffen…

Als man mich dann erneut rief und ich mich in en kleinen Raum setzen durfte, meinte sie zu mir, der Arzt würde gleich kommen. Da war ich ja schon sehr glücklich, dass das Ende – zumindest scheinbar – endlich in greifbarer Nähe war. Nunja, ich musste schnell feststellen, dass ich sie vielleicht nach ihrer persönlichen Definition von “gleich” hätte fragen sollen. Während ich die 15 bis 20 Minuten dort saß, kam mir der Gedanke, dass man die Patienten vielleicht einfach nur an verschiedenen Orten warten lässt, um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie doch nicht ganz so lange untätig rumsitzen würden.

Nunja, aber wenn man eine Uhr hat, lässt man sich da ja weniger täuschen, vor allem, wenn man auf die Uhr schaut, und weiß, dass man längst zur Spät zur Vorlesung kommen wird.

Als der Arzt dann endlich kam, erzählte ich ihm noch mal das gleiche wie der Schwester. Er stellte mir nochmal ein paar Fragen, schrieb mir zwei Medikamente auf und war wieder weg. 5 Minuten Gespräch, super. Direkt im Anschluss ging ich dann zur Apotheke (direkt im Nachbarhaus) und zahlte dort erstmal meine 12,46 EUR für die Medikamente. Im Vorlesungsraum war ich dann gegen 18.00 Uhr (!!).

Der Arzt meinte, wenn es bis nächste Woche nicht besser ist, soll ich wieder vorbeikommen. Na da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass es nächste Woche vorbei ist…

Kein Wunder, das Rentner nie Zeit haben, wenn sie soviel von diesem kostbaren Gut mit Warten verbringen müssen…