Spontan zur Demo – für Toleranz und Respekt

Irgendwie scheint heute alles darauf hinaus gelaufen zu sein:

  1. In Hinblick auf den doch noch recht böigen Wind und die Aussicht auf Regel, bin ich heute mit der Stadtbahn gefahren, statt dem Fahrrad, und habe mir ein Tagesticket gekauft.
  2. Dadurch kam ich etwas später auf Arbeit an.
  3. Arbeitete entsprechend etwas länger, wobei auch so noch ein paar Dinge angefallen waren.
  4. Zwischendurch erreichte mich die Meldung, dass Sport für heute abgesagt sei.
  5. Dann kam ein Kollege herein und meinte zu meiner Kollegin “Wann wollen wir los?”

Natürlich fragte ich nach, wo es denn hingehen sollte. Und da erzählten sie, dass sie zur Gegendemo gegen “Hagida” (hannoverscher Ableger) würden und sich auch mit anderen Kollegen treffen würden. Ich überlegte kurz. Das Tagesticket hatte ich sowieso schon bezahlt und Sport fiel auch aus. Also rief ich kurzer Hand daheim an und meldete, dass ich gern zur Demo gehen würde.

Wir trafen uns an der Marktkirche und marschierten bis zur Bühne zwischen Aegidientorplatz und Kröpcke gelegen, wo verschiedene Redner für Toleranz und Respekt und gegen Fremdenhass plädierten. Unter den Demonstranten verschiedene Schilder – ganz allgemein für mehr Toleranz, andere mit der Aufschrift “Je suis Charlie” oder “Wir sind Charlie – nicht Pegida” und und und. Auch von unseren Kollegen waren einige ausgerüstet. Ich war natürlich herzlich unvorbereitet, doch meine Kleidung sprach wenigstens

Bunt gegen braun!

Mit blauer Jeans, oranger Jacke, bordeaux-farbenen Schal und grüner Mütze war ich immerhin wirklich bunt. ;)

Immer wieder gab es Durchsagen: Wir sind 11.000 gegen 200. Wir sind schon 17.000 hieß es später. Beim NDR lese ich von 19.000 Gegendemonstranten und 150 Hagida-Anhängern die Rede. (Meldung) Das ist mal ein Zeichen:

Wir wollen bunt!

Bei aller Demonstration gegen die Fremdenfeindlichkeit dürfen wir nur nicht vergessen, Ursachenforschung zu betreiben. Ein Teil der Mitläufer von P/Ha/…-gida sind sicherlich nicht in ihrem Grundsatz “rechts”. Da hat sich Unzufriedenheit angstaut, die ein Ventil sucht. Nur leider ist es das Falsche. Habt ihr ein Problem mit zu hohen Mieten, zu niedrigen Löhnen oder anderen Aspekten, die direkt das eigene Leben betreffen, dann sollte man DAFÜR auf die Straße gehen. Aber nicht für Fremdenfeindlichkeit. Die Flüchlinge können nichts dafür und wären sicherlich, wenn es die Umstände zugelassen hätten, lieber in ihrer Heimat geblieben, statt alles zurück zu lassen.

Ein schwarzer Tag für die Meinungsfreiheit

Man ist endlich zu Hause, hat die bequeme Jogging-Hose an, fährt den Rechner hoch, wirft einen Blick bei Facebook rein…

…und mein erster Gedanke:

WTF – Was ist denn heut in Paris passiert? o.O

Heute Vormittag haben religiöse Fanatiker – irgendwo hieß es, sie hätten behauptet, zu Al-Kaida zu gehören – die Redaktion des französischen Satiremagazins “Charlie Hebdo” angegriffen. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es 12 Todesopfer, wobei einige andere mit teils schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden mussten.

Unter den Opfern waren unter anderem der Chefredakteur und drei Zeichner. Das Magazin hat mit seinen satirischen Cartoons und Karrikaturen unter anderem verschiedene Religionen aufs Korn genommen. Geschmack ist wie immer subjektiv und jedem selbst überlassen. Auch ich  persönlich finde sie nicht besonders ansprechend. Ich kann weder darüber lachen, noch gefällt mir der Stil der Zeichnungen (Huffington Post: The Charlie Hebdo Cartoons That Terrorists Thought Wee Worth Killing Over)

Doch egal, was ich persönlich von diesen Zeichnungen halte, so gestehe ich jedem seine Meinung zu. Gerade Satire ist ja dafür da, die Dinge zu überspitzen. Wenn ich sie nicht mag, muss ich sie nicht lesen.

Was mir in jedem Fall jedoch wichtig ist, dass wir unsere Meinungsfreiheit nicht mit Füßen treten lassen. Worte und Zeichnungen rechtfertigen keinen Mord. Wir sind hier nicht mehr im Mittelalter. Viel stilvoller wäre wohl eine wortgewandte Reaktion in Wort und Bild – oder auch ein (friedlicher) Protest – oder eben einfach stillschweigen und drüber stehen.

Doch diese Feinheiten waren den religiösen Fanatikern, die heute die Redaktion dieses Magazins angriffen, eher fremd. Stattdessen ein feiger Angriff mit Schusswaffen und anschließender Flucht.

Das widerspricht meinem Verständnis von Meinungsfreiheit – und noch mehr meinem Verständnis von Menschlichkeit.

Je suis Charlie

In Gedenken an eine Redaktion die den Mut hatte,
sich nicht den Mund verbieten zu lassen.
In Gedenken, an den Chefredakteur und jene Mitarbeiter, die für diesen Mut mit dem Leben bezahlen mussten.
Oder nun schwer verletzt im Krankenhaus liegen.
Warum? – Weil einige religiöse Fanatiker keine Achtung und Respekt vor Meinungsfreiheit haben.

(Siehe auch Kommentar der TAZ)

Allen Betroffenen wünsche ich viel Kraft und den Verletzten eine baldige Genesung.

Weitere Links:

Ice Bucket Challenge und ALS

Überall in den sozialen Netzwerken poppen sie derzeitig auf. Videos der Ice Bucket Challenge. Verschiedene Leute und Promis kippen sich einen Eimer Eiswasser über den Kopf, schütteln sich, frieren und nominieren dann die drei nächsten, die das bitte machen sollen. Der Sinn erschließt sich aus vielen Videos irgendwie nicht. Hier zum Beispiel ein frierender Matthias Schweighöfer.

Mal ganz ehrlich, wo ist denn da bitte der Mehrwert? Außer dass die Klatschblätter Deutschlands damit ihr Sommerloch stopfen können? (Link ) Der kleine Tag für ALS geht dabei ziemlich unter und während die meisten einfach nur über die Aktionen lachen oder berichtet wird, wer sich nun bei der Ice Bucket Challenge blamiert hat, geht der eigentliche Sinn irgendwie verloren.

Bei der Challenge geht es darum, Spenden oder Eiswasser. Es wäre also viel toller, wenn wir weniger frierende Prommis sehen und dafür mehr Spendenbekundungen sehen würden. Oder meinetwegen beides. Wenn das Anliegen nur auf einen kleinen Tag reduziert wird, dann frage ich mich ehrlich, was diese Wasserverschwendung bitte soll. Immerhin gibt es ein paar Ausnahmen. Manuel Neuer wählt zwar die Wasserdusche, aber weißt in seinem Post dazu wenigstens mal ausführlich auf das eigentliche Anliegen hin.

Doch was ist ALS?

ALS ist die Abkürzung für Amytrophe Lateralsklerose und ist eine Krankheit des Nervensystems, die zu einer fortschreitenden und irreversiblen Schädigung oder Degeneration der Nervenzellen führt, die eigentlich für die Muskelbewegungen verantwortlich sind. Entsprechend führt sie bei Betroffenen vor allem zu einer zunehmenden Einschränkung der motorischen Fähigkeiten. Es kommt zu Gang-, Sprech- und Schluckstörungen, sowie einer generell eingeschränkten Koordination und Schwäche der Muskulatur. Das tägliche Leben der Erkrankten wird durch die Krankheit enorm eingeschränkt.

Wie auch andere Nervenkrankheiten ist ALS nicht heilbar. Vielmehr versucht man mit einer Therapie die Symptome zu lindern und die Patienten psychologisch zu betreuen. Die Patienten überleben im Mittel nur etwa drei bis fünf Jahre nach Ausbruch der Krankheit.

Mehr Informationen:

Warum sollte man spenden?

Grundsätzlich gibt es natürlich viele Dinge auf der Welt, für die man spenden kann. Wer mit seiner Spende die Erforschung von Krankheiten oder die Betroffenen unterstützen möchte, der sollte sich vorab die Krankheit genauer anschauen. ALS gilt als eine eher seltene Erkrankung. In einem solchen Fall hat die Pharma-Industrie eher wenig Interesse, Medikamente für eine solche Krankheit zu entwickeln und die Forschung voran zu treiben. In solchen Fällen kann die Forschung eigentlich nur mit Hilfe von Spenden voran getrieben werden.

Ein Betroffener berichtet von ähnlichen Problemen und zeigt die Schwierigkeiten, die ALS mit sich bringt:

Wer nicht gerade ein übermäßig hohes Gehalt erhält, hat natürlich nur begrenzte Mittel für Spenden – und der Optionen gibt es viele. Umso besser finde ich es, welche Lösung Charlie Sheen für die Ice Bucket Challenge gefunden hat:

Klassische aber klare Antwort von Patrick Stewert – und das ganz ohne Worte.

Was haltet ihr von dieser Aktion? Nur Selbstdarstellung der Promis oder für einen guten Zweck? Ich persönlich finde es schön, wenn es beides ist und nicht nur eine Dusche nach dem Muster von Herrn Schweighöfer.