Pablo Picasso

geschrieben für: Paraguas 01 – “Erste Schritte”

Künstlervorstellung: Pablo Picasso

– geboren am 25. Oktober 1881 in Spanien
– gestorben am 08. April 1973 in Frankreich
– Werke: „Guernica“ und „Les Demoiselles d’Avignon“
– Zitat: „Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit erkennen lässt.“

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[german]Rede zum 60. Jahrestag[/german][english]Speech for the 60th anniversary[/english]

[german]Todesmarsch der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen

Sehr geehrte Anwesende, Sie fragen sich jetzt vielleicht, was ein junger Mensch über ein Ereignis zu sagen haben könnte, dass bereits so lange zurück liegt und trotzdem noch heute so aktuell ist? Mein Name ist Christina Krieglstein und ich besuche die 12. Klasse des Gymnasiums in Wittstock.

Als Schüler wird man über die Schule mit der Thematik des Nationalsozialismus und dem 2. Weltkrieg konfrontiert. Doch in welcher Form? Man liest verschiedene Texte in den Geschichtsbüchern, lernt Jahreszahlen, bekommt erklärt, worum es beim “Holocaust” ging und was man sich unter einem Konzentrationslager vorstellen soll. Doch reicht das?

Meiner Meinung nach ist die Verarbeitung der Vergangenheit wichtig. Die Besprechung der Thematik in der Schule sorgt eher für die Grundlagen, da die Fakten aus den Lehrbüchern nur begrenzt helfen, die Thematik zu verstehen.

Persönlicher und individueller kann diese Aufarbeitung durch Besuche in den Gedenkstätten und Gespräche mit Zeitzeugen werden. Erst vor genau 14 Tagen besuchte unsere gesamte Jahrgangsstufe 12 sowie zwei der 10. Klassen die Gedenkstätte Ravensbrück. Für einige von uns war es der zweite Besuch dort und doch war es wieder nur schwer fassbar, welche Zustände dort geherrscht haben mussten. Zeit für individuelle Fragen, die sich uns während der Besichtigung der Gedenkstätte stellten, gab es im darauffolgenden Gespräch mit zwei äußerst engagierten älteren Damen, die sich spontan bereit erklärten, im Herbst wieder mit Wittstocker Schülern die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück zu besuchen.

In meinen Augen sind solche Gespräche mit Zeitzeugen wichtig, denn auf diese Weise erhalten wir eine Chance, uns das Ausmaß des Elends und der Zerstörung durch die Konzentrationslager besser begreiflich zu machen. Als Schüler würde ich mir wünschen, dass solche Projekttage und ähnliche Zusammentreffen zwischen Jugendlichen und Zeitzeugen durch den Staat unterstützt würden.

Warum sollen Zeitzeugengespräche nicht auch in den Schulen möglich sein? Dafür müssten die Zeitzeugen eingeladen und die Finanzierung der Anreise und anderer Kosten abgesichert werden.

Wieso ist diese Aufarbeitung eigentlich so wichtig? Spätestens nach unserem Besuch in der Gedenkstätte sind wir uns sicher, dass so etwas wie der “Holocaust” nie wieder passieren darf. Doch wir können nicht einfach warten und darauf hoffen, dass alles gut geht. 60 Jahre sind seit der Befreiung vergangen und trotzdem beginnt die Feindlichkeit gegenüber Ausländern, Menschen anderer Religionen, Andersdenkenden, Behinderten, Obdachlosen, Homosexuellen und anderen Minderheiten erneut zu wachsen. In der Jugendarbeit in Wittstock gibt es viele Aktivitäten, um Jugendliche vor dem Abrutschen in die rechtsextreme Szene zu bewahren. Es gibt ein Aktionsbündnis, dass mit Demonstrationen, “Rock gegen rechts”- Konzerten, Jugendzukunftswerkstätten und Mahngottesdiensten gegen rechtsextreme Einflüsse wirken möchte.

Außerdem hat es sich das gemeinwesenorientierte Projekt “Fairplay in Wittstock” zur Aufgabe gemacht, seinen Beitrag zur Stärkung einer demokratischen Kommunikations- und Beteiligungsstruktur im Bereich Wittstock zu leisten, um etwas gegen Fremdenfeindlichkeit zu tun. In diesem Rahmen gab es Seminare und Projektwochen in Zusammenarbeit mit Schulen, Jugendclubs und anderen Trägern zu Themen wie Gewaltprävention, Konfliktlösung und Streitschlichtung.
Außerdem wurden Projekte, die sich mit der Situation unserer Stadt beschäftigten, initiieret, an denen sich Schüler verschiedener Herkunft sowie auch Politiker verschiedener Parteien beteiligten.

Auch ich habe an einem dieser Projekte mitgewirkt und hoffe, dass weitere folgen werden, denn sie ermöglichen nicht nur die Kommunikation zwischen den Generationen. Es ist ein Weg, Probleme ans Tageslicht zu bringen und zu beheben.

Es ist wichtig, sich mit den Problemen der Gegenwart zu befassen, um in der Zukunft weiter zu kommen, doch noch wichtiger ist es, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, um sie nicht zu wiederholen.

Der spanisch-amerikanische Denker George Santayana schrieb einmal “Those who forget the past are condemned to relive it.” – Frei übersetzt bedeutet das wie “Jene, die ihre Vergangenheit vergessen sind verdammt, sie noch einmal zu leben.” Ich hoffe, dass uns das erspart bleibt.

Möge dieser Tag dazu beitragen.

Christina Krieglstein – Schülerin des Jahrgangs 12 des Gymnasiums Wittstock

[/german][english]of the death walk of the imprisoned of the Sachsenhausen concentration camp
Dear ladies and gentlemen, you may ask what a young girl like me can say about events that took place so long ago, but are still up to date. My name is Christina Krieglstein and I’m a student of the 12th grade of the grammar school in Wittstock.

In school we are confronted with the topic of World War II and the time of national socialism. But in what way? You read several texts in history books, learn dates, get explained what the Holocaust was and how to imagine a concentration camp. But is this enough?

In my opinion handling the past is important. The explanation of the topic at school creates only the base, because facts from text books can only be a limited help to understand the subject.

The preparation of this theme can be more personal and individual by experiencing memorial places and conversations with witnesses of time. Just 14 days ago the whole 12th grade and two 10th classes had a field trip to the memorial place in Ravensbrück. For some of us it was the second time we’ve been there, but still it was hard to understand under which conditions the people had to live there. In the afternoon there was also time for individual questions during a conversation with two extremely dedicated elderly ladies, who spontaneously agreed to visit Ravensbrück again together with other students of our school , this fall.

In my view such conversations with witnesses of time are very important, because this way we get a chance to understand the misery and destruction, caused by the concentration camps, in a better way. As a student I would wish that such field trips and similar meetings between young people and time witnesses would be supported by the state.

Why shouldn’t such talks be possible in schools? To make this possible time witnesses would have to be invited and their arrivals and other costs would have to be financed.

Why is the preparation of this subject so important at all? At least after our experience at the memorial place in Ravensbrück we are sure that something like the Holocaust is not allowed to happen ever again. But we cannot sit around and hope, that all ends up well. Sixty years have passed since the liberation of the imprisoned, nevertheless xenophobia begins to grow towards immigrants, people of other religions, dissenters, disabled persons, homeless, homosexuals and other minorities.

There are many activities for the youth in Wittstock to prevent them from slipping into right-wing extremism. There is an alliance that wants to encounter right influences with demonstrations, concerts against extremism, youth workshops and church service.

There is also a project called “Fairplay in Wittstock” which wants to strengthen the structure of communication and participation in the area of Wittstock, to do something against xenophobia. There have been seminars and project weeks in corporation with schools, youth clubs and other institutions about topics like preventing violence and resolving conflicts. Also projects, in which students of different origin and politicians of different parties participated, were initiated, that discussed the situation in our town.

I also participated in one of those projects and hope that similar ones will follow, because they do not only enable communication between the generations. It’s a way to show problems, and to solve them.

It’s important to handle present problems to get on in the future, but it’s even more important to learn from past faults, so we don’t repeat them.

The Spanish-American philosopher George Santayana once wrote “Those who forget the past are condemned to relive it.” I hope this will not happen to us.

May this day contribute to this hope.

[/english]

Gegen das Vergessen

[german]

… das Frauenkonzentrationslager in Ravensbrück.
Was erwartest du zu sehen, wenn du die Gedenkstätte eines früheren Konzentrationslagers besuchst?

Zitat an einer Wand der Gedenkstätte

Das ist schwer zu sagen, oder? Nunja, bisher kenne ich nur die Gedenkstätte Ravensbrück. Der Besuch am 04. April 2005 war mein zweiter Besuch, organisiert für unseren gesamten Jahrgang von meinem Deutschlehrer. Trotzdem war es nicht langweilig und wieder unmöglich, das Ausmaß des hier verursachten Leids zu verstehen.

Zeitzeugenberichte

Und es war Leid. Man sieht die Bilder der Opfer, die alten Gebäude, aber nichts kann die Berichte von Zeitzeugen ersetzen, die selbst zu den Opfern gehörten. “Es war organisierter Mord.” erzählte eine unserer Gäste und ich denke, sie hat Recht.

Versuche dir einfach vorzustellen, in einer Baracke mit viel zu vielen Menschen zu leben, wenig zu essen und nur soetwas wie ein Shirt zu tragen. Tag für Tag arbeitend, ohne einen Cent dafür zu bekommen. Und für alles, das du falsch machst oder nicht einmal verstehst, bestraft zu werden! Es gibt keine Möglichkeit, deine Sachen zu waschen. Als Mädchen mag man vielleicht nicht einmal versuchen, sich vorzustellen, wie einem Blut die Beine hinunterläuft. Und DAS war nur der Alltag.

Unsere Gäste hatten für 9 Monate bzw. 1 Jahr dort überlebt. Von Videobändern wissen wir, dass es andere noch länger durchgestanden haben.

Experimente und billige Arbeitskräfte

Eine andere abscheuliche Seite des Lagers waren die Experimente an Frauen. So wurden Dinge, wie Stroh, in offene Wunden eingenäht, nur um zu sehen, wie der menschliche Körper darauf reagiert. Etwa 70 Frauen wurden als “Versuchskaninchen” ausgesucht. Keine von ihnen sollte es je überleben, doch glücklicherweise ist es einigen trotzdem gelungen. Denn sonst wüssten wir heute nicht, was hinter den Mauern und Stacheldrahtzäunen alles passiert ist.

Unsere zwei Zeitzeuginnen, die von ihrem Erlebten in Ravensbrück erzählten, berichteten, das große Firmen Frauen aus dem Lager als billige Arbeitskräfte anforderten. “Es war wie ein moderner Sklavenhandel.” Und die Firmen bekamen, was sie wollten. In Ravensbrück gab es sogar einen ganzen Bereich nur für Siemens mit Baracken und Hallen, in denen die Frauen arbeiten mussten.

Niemand will etwas gewusst haben

Menschen aus der nahe gelegenen Stadt beteuerten, dass sie nie wussten, dass Ravensbrück ein Konzentrationslager war und auch viele Firmen trafen solche Aussagen. Aber ich kann mir das nicht vorstellen! Die Frauen wurden auch gezwungen in der Stadt zu arbeiten und sie trugen die normale Kleidung des Lagers. Man hätte also erkennen müssen, dass etwas falsch war.

Figuren gegen das Vergessen

“Figuren gegen das Vergessen” in Ravensbrück

Am Ende unserer Exkursion erhielt jeder von uns eine Rose, die er an einem Ort seiner Wahl im Lager zum Gedenken an die Opfer ablegen konnte. Meine Freunde und ich entschieden uns, die Blumen an den “Figuren gegen das Vergessen” abzulegen. Nun, ich hoffe, niemand wird diesen Teil unserer Geschichte je vergessen und dass soetwas nie wieder passiert.

Für die unter euch, die sich kein Bild machen können:

[/german][english]

… the concentration camp for women in Ravensbrück.

What do you expect to see when visiting the memorial place of a former concentration camp?

Hard to say, isn’t it? Well, I only got to know the former concentration camp in Ravenbrück. As I told you yesterday we had been visiting the memorial place today. It has been my second time. About 3 years ago I had been there the first time with my former class. After all I knew what we were going to see. You’d probably think that it might have been very boring for me today. But I saw things I haven’t seen the last time, and didn see those, I had seen the last time. Again it was really impossible to understand the whole extent of that misery.

And it had been a misery. You can see all the pictures of victims, the old buildings, but nothing compares to the report of witnesses, who had been victims on their own. “It was organised murder.” said one of our guests and I think she was really right.

Just try to think about a barrack with too much people in it, few to eat and only something like a shirt to wear. Working day after day without getting paid for it and being punished for every thing you’re doing wrong or even not understanding! You don’t have any possibility to get washed or to wash your clothes. (Girls, just think about bloud running down your legs. oÔ) And THAT was only daily live. Our guests survived 9 months (1 year) in this misery. Others we saw on video tapes did so for years.

Something really disgusting were also the experiments with the women. One example was that they put things (for example straw) in wounded legs etc. just to see what would happen. There were about 70 women who where chosed as “Versuchskaninchen” (guinea pig). Non of them was supposed to survive but fortunately some did (I don’t remember the numbers), because we would have never come to know what happened in these concentration camps…

The two women, who told us about their experiences in Ravensbrück also told us, that big companies bargained for women as cheap workers. “It was like a modern slave trade.” And well, they got what they wanted. In Ravensbrück there was even a whole area for Siemens with barracks and halls to work in.

People in the town nearby said, that they never knew about Ravensbrück being a concentration camp and a lot of companies also said that about other conentration camps. But I somehow can’t believe that! Women where also forced to work in the town (while the SS was paid for that) and they had to wear their normal clothes, means it was recognisable, that something was wrong.

Figuren gegen das Vergessen

“Figuren gegen das Vergessen” (figures against forgetting) in Ravensbrück

At the end of our excursion everybody of us got a rose which he could lay down wherever he wanted to in remembrance of the victims and the past. My friends and I decided to lay down our flowers at the “Figuren gegen das Vergessen” (figures against forgetting). Well, I hope that nobody will ever forget about it and that something like this will never happen again.

Dunno if anybody actually DID read that and I dunno if your’re (have been) talking about the whole issue and school (and what it was like).

Here is some material you can have a look like (some pictures included):

Well, thanks for reading and thanks to the two women who were answering our questions today! [/english]